Die neue Spracherkennungssoftware "Dragon Medical One (DMO)" von Nuance ist mit Erfolg im Pilotbereich Krankenhäuser Nürnberger Land gestartet. Die Anwenderinnen und Anwender sind sehr zufrieden mit der Funktionalität und Benutzerfreundlichkeit. Die Einführung wurde nun auf das gesamte Klinikum Nürnberg ausgedehnt, um auch hier eine zügige Entlastung in der ärztlichen Dokumentenerstellung zu erzielen.

Zum Diktat bitte: Spracherkennung Dragon Medical One im Praxistest
Arztbriefe, Befunde, Krankheitsverläufe: Um das Dokumentieren verschiedenster Informationen kommen in einem Krankenhaus die wenigsten herum. Bei diesen Aufgaben können moderne Spracherkennungsprogramme sehr unterstützen. Sie wandeln Text in Sprache um, ohne das bislang übliche mühsame Abtippen.
Im Rahmen der Einführung des neuen Krankenhausinformationssystems (KIS) ORBIS ist seit wenigen Monaten auch im Klinikum Nürnberg ein innovatives und auf den medizinischen Bereich spezialisiertes Programm für den ärztlichen Dienst im Einsatz. Dragon Medical One (DMO) von Nuance ist KI-basiert und dementsprechend lernfähig. Wie macht sich das Programm in der Praxis? Hilft es wirklich, Zeit einzusparen, die am Ende den Patientinnen und Patienten zugutekommt? Das haben wir drei Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Bereichen unseres Hauses gefragt.

„Da die Spracherkennung wirklich fehlerfrei arbeitet, entfallen aufwändige Korrekturen“
Helmut Gaag ist Stationsarzt auf der Psychosomatischen Station für Kinder und Jugendliche am Campus Süd. Er ist bereits seit 1993 im Klinikum Nürnberg tätig – nach Stationen in der Anästhesie und im Controlling seit 2022 in der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter. Seit Oktober dieses Jahres arbeitet er mit DMO. „Das Programm kann sehr viel, funktioniert sehr gut und ist leicht bedienbar – sowohl mit den Kopfhörern am Computer als auch mit dem Diktiergerät“, erklärt Helmut Gaag. Zwar gebe es noch ein paar Kinderkrankheiten – zum Beispiel erkenne DMO nicht immer automatisch, in welches Programm der Text gespeichert werden soll. Grundsätzlich erfülle DMO jedoch die Erwartungen und arbeite nahezu fehlerfrei. „Es gibt nur wenige Wörter und Befehle, die nicht auf Anhieb erkannt werden“, sagt Helmut Gaag weiter.
Besonders gefällt ihm, dass er Befehle auch individuell definieren kann. Spart das Programm auch Zeit ein? Helmut Gaag: „Ich kann das nach der kurzen Zeit nicht objektiv belegen, aber ich denke schon, dass die Dokumentationen am Ende schneller fertig sind. Zwar kostet auch das Diktieren Zeit. Da DMO aber wirklich nahezu fehlerfrei arbeitet, entfallen aufwändige Korrekturen. Außerdem bin sicher, dass wir nach einer gewissen Einarbeitungszeit noch mehr Routine mit DMO bekommen. Dann wird alles nicht nur gefühlt schneller gehen.“

„Das Programm kennt wirklich alle medizinischen Fachbegriffe“
Dr. med. univ. Vanessa Bartsch ist erst seit November 2024 am Klinikum Nürnberg angestellt. Sie hat direkt nach ihrem Abschluss an der PMU Nürnberg als Assistenzärztin in der Klinik für Innere Medizin 5, Schwerpunkt Onkologie/Hämatologie ihren Dienst angetreten – und quasi seit ihrem ersten Arbeitstag mit DMO zu tun. „In unserer Klinik nutze ich DMO sehr intensiv“, sagt Vanessa Bartsch. Vom Aufnahmebefund über die Verlaufsdokumentation bis zum Arztbrief – mit DMO sind diese Schreibarbeiten schneller erledigt als zuvor.
Insbesondere für den klinischen Bereich bedeutet das langfristig mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten, ist sich Vanessa Bartsch sicher. „Am Anfang muss man sich ein bisschen Zeit nehmen und man darf sich natürlich nicht nur auf DMO verlassen“, erklärt sie. Sie hat verschiedene Textbausteine erstellt, quasi als Lernschablonen für das Programm, die sie immer wieder einsetzen kann. Das kostet erst mal Zeit – spart dann aber auf Dauer sehr viel ein. „Im Idealfall kann irgendwann die ganze Abteilung auf einen gemeinsamen Pool an Textbausteinen zugreifen. Das wäre eine enorme Zeitersparnis für das ganze Team“, fasst Vanessa Bartsch zusammen.
Fasziniert ist sie außerdem von dem umfangreichen Sprachschatz, den DMO zu bieten hat. „Das Programm kennt wirklich alle medizinischen Fachbegriffe, Krankheitsbilder und Medikamentenbezeichnungen.“

„Wir müssen den Dragon-Drachen einfach noch ein bisschen dressieren“
Dr. Jan Erik Balandat ist nicht nur Funktionsoberarzt am Institut für Pathologie – er ist zugleich der EDV-Beauftragte in seinem Team. Die Beschäftigung mit EDV insbesondere im Sinne von effektivem Arbeiten mit dem Computer sei seine Leidenschaft, so sagt er. Jan Erik Balandat nutzt und testet DMO besonders intensiv, zumal in der Pathologie ebenso wie in der Radiologie besonders viele Schreibarbeiten anfallen.
„Wir arbeiten schon lange mit digitalen Diktaten“, erklärt er. „Bisher gingen unsere Diktate an die Schreibkräfte, wurden abgetippt, korrigiert und am Ende noch mal kontrolliert.“ Das hat sich im Zuge von DMO geändert. Das Diktat wird automatisch in eine Word-Datei innerhalb des Pathologieprogrammes geschrieben. Das Abtippen entfällt, und die Fehlerquote ist sehr niedrig. „Man kann dabei zugucken und auch gleich eingreifen, wenn etwas nicht passt“, sagt Jan Erik Balandat. Auch längere Befunde seien so sehr viel schneller fertig, insbesondere bei standardisierten Abschnitten.
„Man muss sich aber trotzdem aneinander gewöhnen und voneinander lernen“, meint er. Gerade bei komplexen Befunden sei DMO für den Pathologen – anders als für die Schreibkraft – nicht automatisch ein Mittel, um Zeit zu sparen. Jan Erik Balandat: „Auf Dauer wird DMO aber auch bei uns zu mehr Entlastung führen. Wir müssen den Dragon-Drachen einfach noch ein bisschen dressieren.“