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  • Im Herbst die ersten Bereiche papierlos

    Interview Dr. Herbert Quinz

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Im Herbst dieses Jahres werden bereits die ersten klinischen Bereiche im Klinikum papierlos arbeiten.

Februar 2025

Wie erleichtert die Digitalisierung am Klinikum Nürnberg meine Arbeit im weißen Bereich?

Ja, dank des Einsatzes fortschrittlicher digitaler Systeme und Workflows wird die klinische Dokumentation erheblich vereinfacht und teilweise automatisiert. Informationen werden gerade für Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte deutlich besser verfügbar sein. Alle autorisierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können in Zukunft jederzeit und von jedem Ort auf relevante Patientendaten wie Diagnose, Therapiepläne, Befunde und Röntgenbilder zugreifen. Die verschiedenen Fachbereiche und Berufsgruppen werden leichter gemeinsam die Behandlung planen können und handschriftliche Notizen fallen als Fehlerquelle weg.

Foto-Portrait von Dott. Herbert Quinz

„Wie die Zukunft aussieht, erleben Sie bereits heute auf der Intensivstation 10.2.“

Wann wird unser Klinikum voraussichtlich papierlos?

Im Herbst dieses Jahres werden bereits die ersten klinischen Bereiche im Klinikum papierlos arbeiten. Ein bedeutender Schritt ist die Einführung von ORBIS, unserem neuen Krankenhausinformationssystem (KIS), im kommenden Oktober, gefolgt von einer schrittweisen Umsetzung der digitalen Medikation und Patientenkurve auf den Stationen. Wie die Zukunft aussieht, können Sie bereits heute auf der Intensivstation 10.2 auf dem Campus Nord erleben.

Wie weit sind wir mit der Einführung des Patientendatenmanagementsystems (PDMS) und des neuen KIS?

Das PDMS ist bereits vollumfänglich auf der Intensivstation 10.2 in Betrieb und in wenigen Wochen startet die Einführung auf weiteren Intensivstationen. ORBIS wird aktuell technisch vorbereitet, in einer großen Zahl von Arbeitsgruppen an die Bedürfnisse in unserem Klinikum angepasst und am 01.10. dieses Jahres live gehen.

„Patienten profitieren durch effizientere Abläufe und durch erhöhte Sicherheit“

Wie werden die Patientinnen und Patienten von der Digitalisierung profitieren?

Das wird demnächst auf die unterschiedlichste Art der Fall sein: durch eine erhöhte Sicherheit in der Behandlung, durch effizientere Abläufe, durch die Verfügbarkeit der eigenen Gesundheitsinformationen und durch eine Online-Terminvereinbarung oder Kommunikationstools.

Wann startet das digitale Patientenportal am Klinikum Nürnberg?

Das digitale Patientenportal ist bereits in einigen Kliniken wie in der Gynäkologie im Krankenhaus Nürnberger Land in Lauf, in der plastischen Chirurgie auf dem Campus Süd und in der Psychiatrie auf dem Campus Nord eingeführt worden. Auch hier ist ein flächendeckender Einsatz im gesamten Klinikum in Abstimmung mit den einzelnen Kliniken geplant.

Mit dem Patientenportal können Patientinnen und Patienten selbstständig Termine vereinbaren und erhalten Zugang zu den Gesundheitsdaten – was bedeutet das?

Das Portal ermöglicht eine einfache Terminvereinbarung und bietet Einblick in die Strukturen für Patienten und Zuweiser. Wir werden als Klinikum transparenter und effizienter. 

Viel ist im Moment von der elektronischen Patientenakte die Rede: Wir erhalten eine mit dem neuen KIS, aber auch die Patienten bekommen eine ePA von ihren Versicherern. Wie hängt das zusammen, was sind Unterschiede?

Vereinfacht gesagt: Die digitale Krankenakte im KIS wird vom Klinikpersonal für die Behandlung genutzt, während die elektronische Patientenakte (ePA) von den Patienten in Form einer App genutzt wird und Informationen wie Medikationsplan, Diagnosen, Arztbriefe und Befunde auch aus dem niedergelassenen Bereich enthält. Beide Systeme sind jedoch kompatibel und fördern den Informationsaustausch untereinander über die Sektorengrenzen hinweg, also zwischen dem ambulanten und klinischen Bereich.

„In der Dermatologie, Radiologie und Elektrophysiologie nutzen wir bereits Künstliche Intelligenz“

Künstliche Intelligenz spielt eine Rolle in der Weiterentwicklung der Medizin. Wo wird KI zur Unterstützung diagnostischer und therapeutischer Entscheidungen bereits am Klinikum eingesetzt?

Derzeit nutzen wir KI-Anwendungen in der Diagnostik und Therapie, beispielsweise in den Bereichen Dermatologie, Radiologie und Elektrophysiologie sowie in einem neuen Spracherkennungstool. Ein kürzlich eingebundener GPU-Server bildet die Grundlage für zukünftige KI-Entwicklungen und -Anwendungen am Klinikum Nürnberg. Die Analyse unserer klinischen Daten durch KI-Modelle bietet beeindruckende Möglichkeiten sowohl im klinischen als auch im wissenschaftlichen Bereich.

Noch einmal zurück auf die Verbesserungen für den Arbeitsalltag: Wie werden sich die Arbeitsbedingungen ändern?

Sie werden besser, weil wir Zug um Zug ein großes Paket von Maßnahmen umsetzen: Effizientere Prozesse reduzieren in Zukunft den Verwaltungs- und Dokumentationsaufwand, sodass mehr Zeit für die Patientenversorgung bleibt. Der schnellere und einfachere Zugriff auf Patienteninformationen und medizinische Daten ermöglicht fundiertere Entscheidungen. Die verbesserte Verfügbarkeit von Informationen, die Vernetzung und Kommunikationsmöglichkeiten zwischen den Abteilungen fördern die Zusammenarbeit, während elektronische Dokumentationen das Risiko von Fehlern minimieren und die Patientensicherheit erhöhen. Innovative Werkzeuge (in Bereichen wie Diagnostik, Befund- und Arztbriefschreibung, Medikation, Entscheidungsunterstützung) verstärken diese Effekte.

„Die Akzeptanz dieser Technologien ist entscheidend“

Auf welche Hürden stoßen Sie als Leiter des digitalen Prozess- und Technologiemanagements mit Ihrem Team bei der Digitalisierung?

Die Integration neuer digitaler Lösungen in bestehende IT-Systeme wie am Klinikum ist komplex und zeitaufwendig. Die historisch gewachsene Systemlandschaft und -architektur aus vielen verschiedenen Teilen muss durch Vereinheitlichung, Standardisierung und Vereinfachung optimiert werden. Die Einführung digitaler Systeme ist kostspielig und erfordert eine stabile IT-Infrastruktur. Mitarbeitende benötigen Schulungen, um die neuen Technologien effektiv zu nutzen, und die Akzeptanz dieser Technologien sowie die Beteiligung der Mitarbeitenden am Gesamtprozess ist entscheidend. Zudem stellen strenge Regulierungen für größere IT-Sicherheit (z. B. KRITIS) eine weitere Herausforderung dar.

Eine entscheidende Voraussetzung für die Digitalisierung ist das WLAN – wann wir es flächendeckend WLAN am Klinikum geben?

Die Aufrüstung der Netzwerkinfrastruktur schreitet zügig voran. Neben den notwendigen Verteilerräumen konnte die WLAN-Abdeckung bereits für etwa 15 Stationen umgesetzt werden. Bis Ende 2026 soll der Großteil der klinischen Bereiche im Klinikum Nürnberg mit WLAN ausgestattet sein. Ein großer Dank geht an die Abteilungen Bau und Technik für ihre Unterstützung auf diesem Feld.

Ab wann können Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegende in der täglichen Arbeit mit Entlastung durch die Digitalisierung rechnen?

Mehrere Digitalisierungsprojekte sind bereits abgeschlossen oder stehen kurz vor der Umsetzung. Dazu gehören die Entbürokratisierung und die Digitalisierung unseres Anforderungswesens für die Benutzerinnen und Benutzer von Windows, SAP, Citrix, Zoom und SecurePIM.

Wir automatisieren, haben die Spracherkennung erfolgreich eingeführt und sind mit dem digitalen Patientenportal in den ersten Kliniken gestartet. Auch das PDMS für die Intensivmedizin gehört in diese Reihe. Ein bedeutender Schritt wird selbstverständlich die Einführung von ORBIS im Oktober sein. Im Personalmanagement werden, jetzt schaue ich in die nähere Zukunft, außerdem digitale Mitarbeiterservices sowie der Einsatz einer neuen, sehr guten Dienstplanungssoftware kommen.

Zum Schluss: Was wird sich bei Kodierung und Abrechnung ändern?

Auch die gesamte Kodierung und Abrechnung sowie das klinische Controlling sind im neuen System ORBIS gut integriert und ersetzen die bisherigen Systeme. Ein interessantes Beispiel dafür ist ein KI-unterstütztes Tool, das aus allen Falldaten automatisierte Kodierungsvorschläge erstellt und zur Erlössicherung beiträgt. Das lästige Blättern in dicken Patientenakten und Subsystemen entfällt somit vollständig.

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