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Gegen das "Reha-Loch": Schöller-Preis für Altersmedizin geht an Forscherteam
Für seine Studie zu einer neuartigen Kurzzeitpflege erhält ein Forschungsteam um die Gerontologin Anne Keilhauer den Theo und Friedl Schöller-Preis.
Für ihre Untersuchung zur Versorgung älterer Menschen in Kurzzeitpflege nach einem Krankenhausaufenthalt erhalten die Gerontologin Anne Keilhauer und ihr Forschungsteam den Theo und Friedl Schöller-Preis 2023. Das Zentrum für Altersmedizin am Klinikum Nürnberg und die Theo und Friedl Schöller-Stiftung prämieren damit Verdienste um die Altersforschung.
Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus finden sich ältere Patienten oft im berüchtigten „Reha-Loch“ wieder. Für eine klassische Reha-Klinik sind sie nicht mobil und belastbar genug, oder es gibt schlichtweg kein freies Reha-Bett. In einer herkömmlichen Kurzzeitpflege aber bleiben sie hinter ihren Möglichkeiten zurück, werden eher bettlägerig – und landen danach zwangsläufig im Pflegeheim.
Das Modellprojekt „REKUP“ hat hier erfolgreich nach Verbesserungen gesucht. Der Name ist die Abkürzung für „rehabilitative Kurzzeitpflege“: eine neue stationäre Versorgungsform, die Reha und Pflege verbindet. Mit Hilfe von Physio-, Ergo- oder Logopädie sollen geriatrische Patienten nach ihrem Klinikaufenthalt gezielt für eine anschließende Reha fit gemacht werden. Das Agaplesion-Bethanien-Krankenhaus Heidelberg und die cts Sankt Rochus Kliniken Bad Schönborn haben das Modell zwischen 2020 und 2022 erprobt – mit positiven Ergebnissen.
Mehr Patienten konnten in ihr häusliches Umfeld zurückkehren
Im Vergleich mit der regulären Kurzzeitpflege stabilisierte sich die Patientengruppe mit „REKUP“ besser, berichtet Anne Keilhauer, die das Projekt als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Geriatrischen Zentrum des Universitätsklinikums Heidelberg ausgewertet hat. „Die Überleitungsquote in die Rehabilitation und anschließend nach Hause war signifikant höher, der Pflegebedarf geringer. Die Ergebnisse legen nahe, dass die Integration rehabilitativer Therapien in der Kurzzeitpflege einen längeren Verbleib im häuslichen Umfeld ermöglicht.“ Das bedeute mehr Lebensqualität. Durch die Vermeidung stationärer Dauerpflege könnten gleichzeitig Gesundheitsausgaben gespart werden.
Für die Studie erhält die 39-jährige Gerontologin den Theo und Friedl Schöller-Preis. Mit ausgezeichnet werden als Team Prof. Dr. Jürgen Bauer (Leiter des Geriatrischen Zentrums der Universität Heidelberg), Dr. Norbert Specht-Leible und Dr. Christian Werner (ebenda). Mit einer eigenständigen gesundheitsökonomischen Auswertung waren das Essener Forschungsinstitut für Medizinmanagement sowie der Lehrstuhl für Medizinmanagement der Universität Duisburg-Essen beteiligt.
„Die Konkurrenz war dieses Jahr ausgesprochen groß“, sagt Prof. Dr. Thomas Hillemacher, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats für den Schöller-Preis und Leiter der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Nürnberg. Unter den zehn Bewerbungen habe die „REKUP“-Arbeit „mit ihrer hervorragenden wissenschaftlichen Methodik und Durchführung sowie wegen der hohen klinischen Relevanz“ besonders punkten können.
Krankenhäuser spüren den Mangel an Reha-Angeboten drastisch
Die Brisanz des Themas unterstreicht Prof. Dr. Markus Gosch, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin 2, Schwerpunkt Geriatrie, am Klinikum Nürnberg. „Eine bedarfsgerechte Versorgung, die die Lücke zwischen Kurzzeitpflege und Reha schließt, wäre optimal.“ Einen Mangel an entsprechenden Angeboten spüren viele Krankenhäuser zurzeit deutlich. „Wir verlieren relativ viel Bettenkapazität, indem wir Patienten nicht rechtzeitig verlegen können. Das hat medizinisch und ökonomisch weitreichende Folgen und ist auch für die Patienten unbefriedigend.“
Ein Grund für die Platznot liege in der unzureichenden Finanzierung, kritisiert Gosch. „Kostendeckendes Arbeiten ist in der geriatrischen Reha zurzeit kaum noch möglich.“ Eine rentable Honorierung für alle Berufsgruppen im Kurzzeitpflege- und Reha-Bereich sei eine Voraussetzung für stabile Personalressourcen.
Der Theo und Friedl Schöller-Preis wird seit 2013 jährlich vom Klinikum Nürnberg ausgeschrieben, um Forschungsarbeiten auszuzeichnen, die eine gute Versorgung älterer Menschen konstruktiv untersuchen. Mit dem Preisgeld von 20.000 Euro ist die Auszeichnung die am höchsten dotierte auf dem Gebiet der Altersmedizin in Deutschland.
Bild: Verleihung des Schöller-Preises 2023 in der Nürnberger Akademie am 20. Oktober 2023 (von links): Prof. Dr. Markus Gosch (Klinikdirektor Geriatrie), Rainer Hattenberger (Vorstand der Schöller-Stiftungen), Prof. Dr. Thomas Hillemacher (Klinikdirektor Psychiatrie und Psychotherapie), Preisträgerin Anne Keilhauer, Prof. Dr. Jan Liman (Klinikdirektor Neurologie).
Quelle: Rudi Ott, Klinikum Nürnberg
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