05.09.2025
Psychopharmaka sind eine sehr wirksame Arzneimittelgruppe, doch bei älteren Menschen ist Vorsicht geboten. Die Klinik für Geriatrie am Klinikum Nürnberg und die Paracelsus Medizinische Privatuniversität (PMU) erforschen, wie man die Arzneimittelsicherheit im Alter steigern kann. Die Manfred Roth Stiftung unterstützt die Studie mit 10.000 Euro.
Bei der Verschreibung von Psychopharmaka für Ältere müssen Nutzen und Risiken sorgfältig abgewogen werden. Altersbedingte Stoffwechselveränderungen können Wirkungen und Nebenwirkungen verstärken. Zudem erhöht die gleichzeitige Einnahme mehrerer Medikamente (Polypharmazie) das Risiko von Wechselwirkungen.
„Unerwünschte Arzneimittelwirkungen sind bei Menschen über 65 Jahren häufig“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Markus Gosch, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin 2, Schwerpunkt Geriatrie, am Klinikum Nürnberg. „Bei Hochbetagten sind schätzungsweise fünf bis zehn Prozent der Krankenhausaufnahmen darauf zurückzuführen. Dazu tragen Psychopharmaka erheblich bei. Ihre Nebenwirkungen ähneln oft Krankheitssymptomen und können zu Stürzen, Verwirrtheit, Ohnmacht oder kognitiven Einschränkungen führen.“ Psychopharmaka werden unter anderem gegen Depressionen, Psychosen oder Schlafstörungen eingesetzt.
Schulungen für ärztliches und pflegerisches Personal
Das Forschungsprojekt „Arzneimitteltherapiesicherheit von Psychopharmaka in der Geriatrie“ zielt darauf ab, die Behandlung geriatrischer Patientinnen und Patienten sicherer zu gestalten. Apothekerin Marie Kutz besucht dafür aktuell ein Jahr lang die geriatrischen Stationen des Nordklinikums, begleitet Visiten, führt Auswertungen und Beratungen durch.
„Wir prüfen nicht nur die Verschreibungspraxis bei Dosierungen und Wirkstoffen, sondern erarbeiten mit der Station auch Optimierungsvorschläge, schulen das Personal und beraten Patienten“, sagt Marie Kutz, die mit dem Projekt an der PMU ihre Promotion im Doktoratsstudium Medical Science anstrebt. Die Verbesserungsvorschläge sollen in die Verordnungspraxis des Klinikums Nürnberg einfließen und könnten auch anderen Abteilungen und Häusern als Anregung dienen.
Die Manfred Roth Stiftung in Fürth unterstützt diese Arbeit mit 10.000 Euro. Stiftungsvorstand Dr. Wilhelm Polster und Stiftungsrat Klaus Teichmann überreichten den symbolischen Scheck in der Norma-Firmenzentrale. „Wir sind sehr dankbar für die großzügige Förderung. Unser Ziel ist, die Lebensqualität der geriatrischen Patienten zu erhöhen und die Sicherheit und Wirksamkeit der eingesetzten Psychopharmaka zu verbessern“, erklärt Chefarzt Prof. Gosch. So wünschenswert ein regelmäßiger Einsatz von Apothekern auf Stationen von Krankenhäusern wäre – für diese Tätigkeit gibt es im Gesundheitssystem keine Vergütung.
Bild oben: Apothekerin Marie Kutz (re.) stellt für ihre Dissertation über ein Jahr Arzneimittelverordnungen und Patientenkurven in der Geriatrie des Klinikums Nürnberg auf den Prüfstand – hier mit Chefarzt Univ.-Prof. Dr. Markus Gosch und Stationsmitarbeiterinnen.
Fotos: Klinikum Nürnberg / NORMA