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Pflegekräfte in Rente halten dem Klinikum die Treue
Das Klinikum Nürnberg profitiert davon, dass Rentnerinnen und Rentner mit unterschiedlichen Arbeitszeitmodellen im Dienst bleiben.
Sie hätten auch nur Kreuzworträtsel und Gartenarbeit machen können. Doch die Krankenschwestern Gertrud Högl und Ottilie Plank entschieden sich dafür, auch im Rentenalter am Klinikum Nürnberg weiterzuarbeiten. Ruheständler wie sie lösen nicht allein den Fachkräftemangel. Aber nach Jahrzehnten am Haus können sie die Krankenpflege immer noch wärmstens empfehlen.
Wie viele Babys sie in ihrem Leben wohl schon gewickelt hat – Gertrud Högl hat sie nicht gezählt. Es waren Tausende. 1972 begann die heute 69-Jährige ihre Laufbahn als Kinderkrankenschwester in der Kinderklinik an der Flurstraße in Nürnberg-St. Johannis. Nach der Ausbildung am Klinikum, damals noch die „Städtischen Krankenanstalten“, betreute sie mehr als 50 Jahre lang Neu- und Frühgeborene und ihre Eltern.
Mit 63 Jahren ging Gertrud Högl in Rente – und arbeitete tageweise im Minijob auf der Früh- und Neugeborenenstation des Campus Süd weiter, nach dem Vorbild einer Kollegin. „Es war einfach schon immer mein Traumberuf, ich könnte ihn bis zum Lebensende ausüben“, erzählt Högl. „Die Einigkeit zwischen Müttern und ihren Kindern zu sehen, ihre Fragen zu beantworten – für mich ist es eine Berufung gewesen. Es kommt so viel Dankbarkeit zurück.“ Als Älteste von neun Geschwistern war die Oberpfälzerin mit Babys sozusagen groß geworden. Den jungen Müttern von heute würde sie mehr Gelassenheit wünschen. „Sie suchen viel bei Google, dabei müssten sie sich oft nur auf ihr Gefühl verlassen.“
Unterschiedliche Arbeitszeitmodelle sind möglich
Das Klinikum Nürnberg hat 2800 Beschäftigte im Pflegedienst. Bei den Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel stellt der Wiedereintritt von Ruheständlern einen Baustein dar. „Wir freuen uns, wenn wir unsere Beschäftigten bewegen können, uns über den Renteneintritt hinaus zu unterstützen“, sagt Beyhan Calik, die Leiterin der Personalabteilung des Klinikums. „Das Klinikum profitiert bereits davon, dass uns Rentnerinnen und Rentner in unterschiedlichen Arbeitszeitmodellen erhalten bleiben“, erläutert sie. Zu Beginn dieses Jahres waren rund 20 Mitarbeitende in verschiedenen Abteilungen sogar schon 67 Jahre oder älter.
Ottilie Plank arbeitet schon seit 50 Jahren im Krankenhaus. Nach ihrer Krankenpflegeausbildung in Fürth kam sie 1981 ans Klinikum Nürnberg, in die internistische Notaufnahme auf dem Campus Nord. Deren ursprüngliches Gebäude steht längst nicht mehr, aber Ottilie Plank blieb der Abteilung treu bis heute. „Ich bin immer gern in die Arbeit gegangen“, sagt die 65-Jährige. „Ich wollte nie woanders hin, unser Team ist gemeinsam alt geworden.“ Sie bildete sich zur Fachkrankenschwester für Notfallpflege und stellvertretenden Stationsleiterin fort.
Mit 64 Jahren entschied sich Ottilie Plank dann 2023 doch, ihre Altersrente zu beantragen – und wenige Wochen später zusätzlich mit dem Einverständnis des Arbeitgebers in Teilzeit weiterzuarbeiten. „Ich konnte mir nicht vorstellen, auf einmal keine Aufgabe, keine Verantwortung mehr zu haben.“ Ihre Leitungsfunktion hat Plank abgegeben. An sechs bis acht Tagen im Monat arbeitet sie jetzt noch am Empfang und in der Patientenkoordination der Notaufnahme. Für ihr Einkommen muss sie Steuern und Sozialabgaben abführen.
Austausch zwischen Jung und Alt als Bereicherung
Heute sind viele ihrer Kollegen halb so alt wie sie. Doch das störe sie nicht. „Ich empfinde den Austausch mit Jüngeren als Bereicherung. Es ist immer gut, wenn jemand von außen dazu kommt, so kann man seine Gewohnheiten überprüfen.“ Nur das hohe Tempo durch die Arbeitsverdichtung mache ihr stärker zu schaffen. „Ich merke, dass manches bei mir jetzt langsamer geht.“ Dafür genieße sie oft den größeren Respekt der Patienten. „Wenn der Umgangston rau wird, kann ich in meinem Alter besser ein Stoppsignal setzen."
Ottilie Plank empfiehlt dem Nachwuchs den Pflegeberuf. Man brauche Biss und müsse sich bewusst machen, dass der Schichtdienst den Verzicht auf manche sozialen Kontakte mit sich bringe. „Aber wenn man mit Menschen zu tun haben möchte, ist es wunderbar."
Kinderkrankenschwester Gertrud Högl erinnert sich zugleich an tieftraurige Momente. Etwa wenn ein Kind verstarb. Andere Umstände ihrer langen Laufbahn erscheinen aus heutiger Sicht erstaunlich. So mussten die Säuglingsschwestern in der Anfangszeit nicht nur Stoffwindeln falten, sondern auch Wattestäbchen anfertigen. Die Pflegekräfte putzten die Zimmer noch selbst. Kranke Neugeborene blieben von den Müttern strikt abgeschirmt, diese durften sie zur Besuchszeit durch eine Glasscheibe sehen. Überwachungsgeräte waren noch kaum erfunden – Temperatur, Gewicht, Atmung und Puls wurden in ein Büchlein notiert.
Zum Februar 2024, dem Jahr ihres 70. Geburtstags, hat Gertrud Högl nun schweren Herzens doch aufgehört. Das hochkonzentrierte Arbeiten mit viel Hightech-Elektronik und Dokumentation zehre inzwischen an ihren Kräften, obwohl sie von ihren Kolleginnen viel Hilfsbereitschaft erfahren habe, sagt sie. Ein pauschaler Rentenbeginn mit 67 erscheint ihr in Pflegeberufen wegen der Belastungen deshalb unrealistisch, zumal für Vollzeitkräfte.
Bild 1, 2: Gertrud Högl kümmerte sich mehr als 50 Jahre lang um Früh- und Neugeborene am Klinikum Nürnberg. / Fotos: Giulia Iannicelli, Klinikum Nürnberg
Bild 3, 4: Ottilie Plank ist eigentlich Rentnerin. Einige Tage pro Monat arbeitet die Fachkrankenschwester trotzdem mit Leidenschaft in der Notaufnahme auf dem Campus Nord des Klinikums Nürnberg. / Fotos: Luisa Schuster, Klinikum Nürnberg