04.11.2025
PMU-Studierende in Nürnberg können künftig Famulaturen in einem Partnerkrankenhaus in Togo absolvieren.
In Bassar gibt es weder OP-Roboter noch mobile Röntgengeräte. Es fallen keine Müllberge aus Einwegmaterial an, und die Menschen klagen nicht über Wartezeiten. Das Krankenhaus der Provinzstadt im Norden Togos arbeitet mit einfachsten Mitteln – und hilft dennoch direkt. Das staatliche Hôpital de Bassar versorgt ein Einzugsgebiet von rund 150.000 Einwohnern in den Bereichen Chirurgie, Innere Medizin, Gynäkologie und Pädiatrie.
„Es ist Medizin am Limit“, sagt Lisa-Marie Miles über ihren ersten Besuch in Bassar im Februar 2025. Die 23-Jährige, die im vierten Jahr Humanmedizin in Nürnberg studiert, sollte im Auftrag der PMU prüfen, ob das Krankenhaus Praktikanten aus dem Ausland aufnehmen kann. Ihr Fazit: „Das wäre großartig. In wenigen Tagen habe ich dort mehr gelernt als in langen Praxisphasen in Deutschland. Die Leistung des Teams hat mich tief beeindruckt.“
Die ersten drei Kommilitonen starten im November 2025
Im November wird Lisa-Marie Miles also erneut nach Bassar reisen, diesmal mit ihren Kommilitonen Maria Kammermayer und Emanuel Neuböck. Gemeinsam absolvieren sie ein vierwöchiges Pflichtpraktikum. Wenn sich der Einsatz bewährt, könnten künftig jedes Jahr weitere Nürnberger PMU-Studierende folgen. Die Kosten für Reise und Aufenthalt tragen die deutschen Gäste selbst.
Der Kontakt entstand durch ein gewachsenes Netzwerk. Der Verein Fi Bassar, 2012 von der aus Togo stammenden Krankenschwester Rali Guemedji gegründet, unterstützt von Nürnberg aus die Gesundheitsversorgung in Bassar. Viele ihrer Kollegen am Klinikum Nürnberg engagieren sich in ihrer Freizeit für den Verein. Seit 2017 verbindet das Klinikum und das Hôpital de Bassar eine Partnerschaft im Rahmen eines Programms der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit. Zuletzt errichteten sie mit Spenden eine Kinderklinik in Bassar.
Spendensammlung für Gesundheitsvorsorge in Bassar
„Unsere Studierenden interessieren sich zunehmend für Famulaturen im Ausland. Das Dhulikhel Hospital in Nepal ist sehr beliebt – umso besser, dass Bassar nun hinzukommt“, sagt Dr. Ines Spieler, Administrative Leiterin der PMU in Nürnberg. „Wir fördern es, wenn angehende Ärztinnen und Ärzte andere Arbeitsweisen und Kulturen kennenlernen. Davon werden sie in ihrem Beruf später immer profitieren.“
Grundsätzlich können die Medizinstudierenden ihre Praktika selbst organisieren, ob im In- oder Ausland. Partnerschaften mit festen Ansprechpartnern erleichtern jedoch vieles, erklärt Spieler. In Togo sind bereits Begegnungen mit Studierenden der nächstgelegenen Medizin-Fakultät in der Stadt Kara geplant – deren Dekanin hat bei einem Besuch in Nürnberg bereits Kontakte geknüpft.
Lisa-Marie Miles freut sich darauf, die Herzlichkeit der Menschen in Bassar bald wieder zu erleben. Und sie will dort tiefer in die Medizin eintauchen: in Diagnostik ohne Hightech, in die Behandlung schwerer Infektionskrankheiten. „Man sieht dort Patienten und Fälle, die es in Deutschland nicht gibt.“
- Die drei Nürnberger Studierenden sammeln aktuell Spenden. Mit einer angestrebten Summe von 10.000 Euro möchten sie gemeinsam mit togoischen Medizinstudierenden der Universität Kara ein Projekt für Gesundheitsvorsorge, Prävention und Patientenbildung in Bassar ermöglichen. Es soll Kindervorsorge- und Schwangerschaftsuntersuchungen, Krebsvorsorge und Gesundheitsbildung umfassen. Von den Spenden werden medizinisches Material, Aufklärungsarbeit und die Zusammenarbei mit lokalen Fachkräften finanziert. Spendenkonto: IBAN DE88 3702 0500 0009 8165 00, Verwendungszweck: Sozialprojekt Famulatur
Weitere Informationen: www.fibassar.de
Bild oben: Lisa-Marie Miles (re.) wird als eine der ersten Nürnberger PMU-Studierenden eine Famulatur in Togo absolvieren – hier bei ihrem ersten Ortsbesuch im Februar 2025 mit Dr. Bernd Langenstein und der Mutter eines kleinen Patienten.
Foto: Lisa-Marie-Miles