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  • Komponist der Löwenzahn-Musik: "Endlich kann ich wieder Schlucken"

    Nürnberger Nachrichten: erfolgreiche Zenker Divertikel Behandlung am Klinikum Nürnberg

12.08.2025 

Nürnberg – Wer diesen beiden Männern zusieht, wie herzlich sie sich begrüßen, wie sie lachen, wie angeregt sie über Fußball plaudern, der könnte auf die Idee kommen, sie seien langjährige Freunde. Doch der eine ist der Chefarzt der Klinik für Innere Medizin 6, Schwerpunkte Gastroenterologie, Endokrinologie und Hepatologie am Nürnberger Klinikum, nämlich Prof. Dr. Alexander Dechêne, und der andere sein Patient, Martin Cyrus, den er von hartnäckigen Schluckbeschwerden befreite. Es war im Oktober 2023, als Martin Cyrus nicht mehr richtig schlucken konnte. „Ich war am Tisch immer der Letzte, der aufgegessen hat. Ich hatte Mühe, trockene Speisen wie Brot zu essen und hustete ständig. Getränke mit Kohlensäure gingen gar nicht“, erzählt der Film-Komponist, der zwischen seinen Wohnsitzen in Nürnberg und dem portugiesischen Lagos pendelt. „Normalerweise macht es klack und dann ist es geschluckt. Das klappte nicht mehr. Ich habe zwei bis drei Mal ansetzen müssen, bis ich einen Bissen runterbrachte“, sagt er. Das wurde mit der Zeit immer beschwerlicher.

Schluckbeschwerden im Alter

Damit begann eine Odyssee an Arztbesuchen, die nach einem Jahr beim Chefarzt der Gastroenterologie und Hepatologie am Nürnberger Klinikum glücklich endete. Eine Nürnberger Hals-Nasen-Ohren-Ärztin hatte ihn zunächst zum niedergelassenen Gastroenterologen geschickt, der eine Magenspiegelung durchführte, nichts fand und sagte: „Alles in Ordnung.“ Doch Martin Cyrus litt weiter. Schließlich ging er, der gleichzeitig eine Diagnose wegen schwarzen Hautkrebses bekam, wieder zum Gastroenterologen. Der sagte, das sei wohl psychisch bedingt, weil die Tumordiagnose so belastend sei. „Ich konnte mir das nicht vorstellen“, erzählt Cyrus.

Der Hautkrebs wurde entfernt und eine Immuntherapie erfolgreich durchgeführt. Der 72-Jährige suchte erfolglos den dritten Gastroenterologen auf, dann noch einen HNO-Arzt, der ihn ins Nürnberger Klinikum zu einem radiologischen Test überwies. Während Martin Cyrus ein Kontrastmittel schluckte, wurden Röntgenaufnahmen gemacht. Darauf war deutlich zu sehen, dass sich in seiner Speiseröhre eine Art Nebenraum oder Sackgasse – ein sogenanntes Zenker-Divertikel – gebildet hatte. Darin sammelten sich Teile des Essens und drückten die Speiseröhre bis auf einen winzigen Tunnel zu.

Viele Menschen leiden im Alter an Schluckstörungen. Laut der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft sind es 14 Prozent aller Senioren, die ein unabhängiges Leben führen und mehr als die Hälfte aller Pflegeheimbewohner. „Viele gehen nicht zum Arzt, denken, das gehört zum Alter dazu und tolerieren, dass es ihnen nicht gut geht, obwohl man ihnen wahrscheinlich helfen könnte“, sagt Chefarzt Dechêne. Dabei ist das Zenker-Divertikel nur eine mögliche Ursache. Noch häufiger sind Bewegungsstörungen der Speiseröhre.

Zenker-Divertikel: Diagnose und endoskopische Behandlungsmöglichkeiten

„Der Schluckakt ist eine komplexe Choreografie, bei der verschiedene, im Gehirn abgespeicherte Programme ablaufen müssen, um jeweils die richtigen Muskeln zu steuern“, erklärt der Gastroenterologe. Die Speiseröhre transportiert das Essen in den Magen, und der Schließmuskel verhindert, dass das, was dort ankommt, wieder zurückläuft. Dieser Vorgang ist in fortgeschrittenem Alter manchmal gestört. „Wenn das nicht richtig funktioniert, staut sich das Essen in der Speiseröhre“, erklärt Dechêne, der solche Schließmuskel-Verkrampfungen in geeigneten Fällen mithilfe eines flexiblen Endoskops behandeln kann.

Auch weiter oben treten manchmal Krämpfe in der Speiseröhre auf. „Es gibt Patienten, die plötzlich Spasmen haben, auch wenn sie gerade nichts herunterschlucken. Das kann sehr schmerzhaft sein“, sagt Dechêne und spricht von der „Presslufthammer-Speiseröhre“, die „richtig wehtut“. Aber auch dieses Problem lässt sich oft endoskopisch lösen und tritt deutlich häufiger auf als das Zenker-Divertikel, an dem Martin Cyrus litt. Der landete nach einem Jahr verzweifelter Arzt-Besuche – während der er auf einer anderen Station sogar eine vergebliche Operation über sich ergehen ließ – schließlich bei Alexander Dechêne. Der Gastroenterologe diagnostizierte das Zenker-Divertikel, das Dechêne in einer halbstündigen Operation mithilfe eines flexiblen Endoskops behandeln konnte. Dabei wurde diese „Sackgasse“, die sich gebildet hatte, wieder zu einem Teil der Speiseröhre.

Schluckbeschwerden erfolgreich behandelt

„Als ich aufgewacht bin, war alles vorbei. Ich habe keine Beschwerden mehr“, sagt Martin Cyrus. Mittlerweile ist auch die Hautkrebs-Therapie erfolgreich abgeschlossen. Martin Cyrus kann wieder unbeschwert essen. Und Chefarzt Alexander Dechêne hat einen Rat: „Viele Schluckbeschwerden lassen sich beseitigen. Wer darunter leidet, sollte einen Gastroenterologen oder einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufsuchen, je nachdem, wo die Beschwerden sitzen.“ Während dieses ersten Gesprächs nach der Heilung wirken beide Gesprächspartner so fröhlich und unbeschwert, dass sich bald auch die Frage stellt: Weiß der Chefarzt denn eigentlich, welche Berühmtheit er vor sich hat? Dass es sich bei seinem Patienten um den Komponisten handelt, der die Titelmusik der Kindersendung „Löwenzahn“ schrieb und auch Musik für „Tatort“-Folgen? Alexander Dechêne staunt nicht schlecht. Der Chefarzt fängt sofort an, das Löwenzahn-Gitarren-Intro, das er als Siebenjähriger so liebte, zu trällern. „Das habe ich 1980 komponiert. Da saß ich mit meiner Gitarre in einem Kanu auf dem Lac du Verdun, einem See in der Provence“, erzählt Martin Cyrus und erinnert sich, dass er für den „Löwenzahn“-Protagonisten Peter Lustig immer wieder „kleine Gesangsstückchen“ schrieb und der – hmmm – nicht gerade ein begnadeter Sänger war. Aber egal. Löwenzahn und Peter Lustig lieben die Kinder heute immer noch.

Quelle: Birgit Heinrich / Verlag Nürnberger Presse (VNP)

Foto: Günter Distler / VNP 

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Klinik für Innere Medizin 6, Schwerpunkte Gastroenterologie, Endokrinologie und Hepatologie
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