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Klinikum Nürnberg startet RSV-Immunisierung von Neugeborenen
Schutz für die Allerkleinsten: Ein neuer Antikörper schützt Neugeborene in der ganzen RSV-Saison.
10.10.2024
Jedes Jahr im Herbst infizieren sich Babys und Kleinkinder mit dem sogenannten Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV). Vor allem Früh- und Neugeborene erkranken oft schwer und müssen stationär behandelt werden. Jetzt hat die Ständige Impfkommission (STIKO) eine neue Empfehlung herausgegeben. Danach sollen Neugeborene und Säuglinge vor oder in ihrer ersten RSV-Saison eine Prophylaxe erhalten. Auch das Klinikum Nürnberg bietet diese Immunisierung für Neugeborene von Oktober bis März an.
Jedes Jahr im Herbst geht es los, und die RSV-Welle bringt das Gesundheitssystem immer wieder an seine Grenzen. Rund 25.000 Säuglinge in Deutschland landen jedes Jahr mit einer schweren RSV-Infektion im Krankenhaus. Um die Kinder besser zu schützen und mögliche Versorgungsengpässe zu vermeiden, können Neugeborene und Babys jetzt in Kinderarztpraxen und Kinderkliniken dank der neuen Empfehlung der STIKO großflächig immunisiert werden. „Wir begrüßen diese Entscheidung und bieten allen Eltern, die ihr Kind bei uns zur Welt bringen, ab sofort die in unseren Augen sehr wichtige Immunisierung an“, sagt
Dr. Markus Ries, geschäftsführender Direktor des Klinikums Nürnberg Campus Süd.
Früh- und Neugeborene mit besonders hohem Risiko
Die Zahlen belegen den Handlungsbedarf. 2023 wurden im Klinikum Nürnberg rund 100 Kinder mit einer RSV-Erkrankung stationär behandelt, im ersten Halbjahr 2024 waren es bereits 150. „Mit RSV ist nicht zu spaßen“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Christoph Fusch, Chefarzt der Klinik für Neugeborene, Kinder und Jugendliche im Klinikum Nürnberg. „Im Zuge der Infektion kann es zu einer Lungenentzündung kommen. Auch können sich die Bronchien so schwer entzünden, dass sich die unteren Atemwege verengen. Die Kinder haben dann bedrohliche Atemaussetzer und müssen auf der Intensivstation behandelt werden.“ Insbesondere für ehemalige Frühgeborene ist das Risiko eines schweren Verlaufs sehr hoch.
Medikamentös lässt sich das Virus nicht bekämpfen, es werden lediglich die Symptome behandelt. „In erster Linie helfen wir den Kleinen dabei, Luft zu bekommen – etwa mit Inhalationen, bronchienerweiternden Substanzen oder Sauerstoffmasken und in ganz schweren Fällen auch mit einer künstlichen Beatmung“, fasst Oberärztin Dr. Katja Knab zusammen. Sie organisiert jetzt mit dem Team der Neonatologie und der Wochenstation die Impfungen der Neugeborenen im Klinikum Nürnberg. „Wir sind sehr froh, dass wir die Allerkleinsten jetzt besonders gut und sicher vor RSV schützen können“, so Dr. Knab. In anderen Ländern, wo das Immunisierungsprogramm schon länger laufe, sei die Zahl der schweren Erkrankungen um bis zu 80 Prozent zurückgegangen.
Eine einmalige Impfung ist ausreichend
Die Empfehlung der STIKO ist möglich, weil es einen neuen Antikörper (Nirsevimab) gibt, der sehr sicher und stabil ist und mit nur einer Gabe sofort einen Schutz für die ganze RSV-Saison bietet. Deswegen kann Nirsevimab nun auch bei allen Neugeborenen eingesetzt werden. Bislang stand nur ein Antikörper (Palivizumab) zur Verfügung, der in den Wintermonaten allerdings alle vier Wochen gespritzt werden musste. Daher wurden bisher nur Hochrisiko-Kinder wie Frühgeborene geimpft. „Nirsevimab ist ein sogenannter monoklonaler Antikörper, der vorzugsweise in den Oberschenkel verabreicht wird und gut verträglich ist“, erklärt Dr. Knab weiter. „Gelegentlich sehen wir eine leichte Rötung oder eine leichte Überwärmung an der Injektionsstelle – mehr aber nicht.“ Eine Auffrischung ist in der Regel nicht nötig, da das Risiko einer schweren Erkrankung im zweiten Lebensjahr sinkt. Eine Ausnahme bilden hier besondere Risikopatientinnen und -patienten.
Laut der Empfehlung sollen Säuglinge, die zwischen April und September geboren sind, Nirsevimab möglichst im Herbst vor Beginn ihrer ersten RSV-Saison erhalten. Neugeborene, die während der RSV-Saison, also zwischen Oktober und März, geboren werden, bekommen Nirsevimab möglichst rasch nach der Geburt im Rahmen der U2-Vorsorgeuntersuchung in der Klinik. So auch im Klinikum Nürnberg: Hier werden ab sofort und bis zum März alle neugeborenen Kinder mit Nirsevimab versorgt. Nur Neugeborene von Müttern, die während der Schwangerschaft geimpft wurden, müssen die Prophylaxe nicht erhalten. „Wir klären die Eltern umfassend über die RSV-Prophylaxe auf“, erklärt Dr. Knab weiter. „Die Entscheidung, ob das Kind immunisiert werden soll oder nicht, liegt natürlich immer bei ihnen.“
Bild: Organisieren die RSV-Immunisierungsaktion von Neugeborenen im Klinikum Nürnberg (von links): Christine Matschke, Pflegerische Qualitätsmanagementbeauftragte, Chefarzt Univ.-Prof. Dr. Christoph Fusch, Claudia Steinemann, Pflegerische Stationsleitung, und Oberärztin Dr. Katja Knab.
Foto: Klinikum Nürnberg