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  • Klinikum Nürnberg hat jetzt eine Frauenmilchbank

    Muttermilch ist das Beste für Frühgeborene. Eine Milchbank versorgt sie damit, wenn die eigene Mutter noch nicht genug Milch produziert.

16.05.2025

Das Klinikum Nürnberg hat in seiner Kinderklinik eine Frauenmilchbank in Betrieb genommen. Mit diesem Schritt erweitert das Klinikum sein spezialisiertes Angebot für Früh- und Neugeborene und stärkt die medizinisch bestmögliche Versorgung der kleinsten Patientinnen und Patienten. Im Großraum Nürnberg ist es die erste Einrichtung ihrer Art.

Frauenmilchbanken – auch Muttermilchbanken genannt – sammeln, prüfen, lagern und geben gespendete Muttermilch von gesunden stillenden Frauen weiter. Sie stellen damit eine wichtige Ergänzung zur Milch der eigenen Mutter dar, insbesondere für jene Frühgeborenen, deren Mütter selbst noch keine oder nicht ausreichend Milch produzieren können.

„Die Eröffnung unserer Frauenmilchbank ist ein bedeutender Fortschritt in der Versorgung von Frühgeborenen und kranken Neugeborenen in unserer Neonatologie. Wir sind glücklich und dankbar, dass wir dieses seit vielen Jahren geplante Projekt verwirklichen konnten“, sagt Univ.-Prof. Dr. Christoph Fusch, Chefarzt der Klinik für Neugeborene, Kinder und Jugendliche, zum Internationalen Tag der Milchspende am 19. Mai. „Muttermilch ist das Beste für Frühgeborene, aber auch für termingerecht geborene Säuglinge mit Erkrankungen kann sie lebensrettend sein.“

Viel weniger lebensbedrohliche Komplikationen

Frühgeborene sind besonders anfällig für Infektionen und Komplikationen wie die nekrotisierende Enterokolitis (NEK), eine lebensbedrohliche Darmerkrankung. Studien zeigen, dass Spendermilch gegenüber künstlich aus Kuhmilch hergestellter Säuglingsnahrung das Risiko solcher Komplikationen deutlich reduziert. Das Klinikum Nürnberg kaufte daher bislang für Hochrisiko-Frühgeborene Frauenmilch zu, womit die Fälle der Darmerkrankung NEK seit 2019 auf null sanken. Den Bedarf, auch für weitere kranke Kinder, soll nun die hauseigene Milchbank decken. Das Perinatalzentrum (Level 1) am Klinikum Nürnberg betreute zuletzt jährlich 60 bis 70 besonders kleine Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1500 Gramm.

Prof. Fusch, ein Spezialist für Neugeborenen-Intensivmedizin, beschäftigt sich wissenschaftlich seit langem mit Wachstum und Ernährung von Früh- und Hochrisiko-Neugeborenen. „Die Forschung hat vielfach gezeigt, dass mit Muttermilch ernährte Frühchen sich auch neurologisch besser entwickeln und schneller wachsen als Frühchen, die künstliche Säuglingsmilch bekommen.“ Bedingung ist, dass die Muttermilch auf Basis regelmäßiger Nährstoffmessungen mit Eiweiß und Fett angereichert wird, die von Natur aus nicht immer im optimalen Maß enthalten sind.

„Die Bedingungen für eine Milchspende sind ähnlich streng wie bei einer Blutspende“, sagt Anastasia Meis, Oberärztin an der Kinderklinik und ärztliche Leiterin der Milchbank. „Wir stellen sicher, dass die Frauen gesund sind und nur dann spenden, wenn sie eindeutig einen Milchüberschuss haben.“ Aus logistischen Gründen startet die Milchbank zunächst nur mit Spenderinnen, deren eigene Babys aktuell in stationärer Behandlung am Klinikum sind.

Strenge Tests wie bei einer Blutspende

Die Milchbank auf dem Campus Süd des Klinikums Nürnberg umfasst Kühl- und Gefrierschränke sowie Labortechnik zur schnellen Milchanalyse. „Gespendete Milch wird hier von unseren Pflegefachkräften unter strengen hygienischen Standards getestet, pasteurisiert, mit Zusatznährstoffen aufbereitet und erst nach sorgfältiger Prüfung weitergegeben“, erklärt Ulrike Müller, pflegerische Stationsleiterin der Früh- und Neugeborenen-Intensivstation. Die Spenderinnenmilch kommt ausschließlich Kindern zugute, bei denen eine medizinische Notwendigkeit besteht. Oft kann die Milch auch die Zeit überbrücken, bis die Mutter selbst stillen kann.

Die Einrichtung einer Frauenmilchbank ist für Krankenhäuser aufwändig, da die Krankenkassen entsprechende Mehrkosten nicht finanzieren, obwohl die Wissenschaft und die medizinischen Fachgesellschaften zweifelsfrei auf die Vorteile hinweisen.

Das Klinikum Nürnberg baut seine Frauenmilchbank langfristig auf. Mit dem Einzug in das neue Kinderklinikum mit Geburtshilfe, das auf dem Campus Süd derzeit gebaut wird und 2027 öffnen soll, kann die Milchbank perspektivisch noch mehr Neugeborene versorgen – dann auch über das Klinikum hinaus. Nach Erfahrungswerten aus anderen Milchbanken ist nach einigen Jahren mit einer geschätzten Kapazität von jährlich 30 bis 50 Spenderinnen und 600 bis 1000 Litern Muttermilch zu rechnen.

Bild oben: In der neuen Frauenmilchbank der Kinderklinik am Klinikum Nürnberg wird abgepumpte Muttermilch getestet, angereichert und zwischengelagert – ab sofort auch für Früh- und kranke Neugeborene auf der Kinderintensivstation, deren Mütter (noch) nicht selbst Milch produzieren können.

Fotos: Klinikum Nürnberg

Pressemitteilung zum Herunterladen (PDF)

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