17.06.2025
Am Klinikum Nürnberg erhalten lebensbedrohlich erkrankte und schwerverletzte Menschen jederzeit intensivmedizinische Versorgung – zuletzt waren es mehr als 8.000 jährlich. Mit seiner fachübergreifenden Kompetenz zählt das Klinikum zu den neu ausgewiesenen Zentren für Intensivmedizin, die künftig neben der Patientenversorgung besondere Aufgaben übernehmen.
„In der Corona-Pandemie waren Intensivbetten überall knapp. Das hat uns damals gezeigt, wie wichtig standortübergreifende Zusammenarbeit in der Intensivmedizin ist, um die Kapazitäten klug zugunsten der Patienten einzusetzen“, daran erinnert Prof. Dr. Stefan John, Leiter des Zentrums für Intensivmedizin am Klinikum Nürnberg, anlässlich des Tags der Intensivmedizin am 18. Juni.
Die umfassende fachliche Kompetenz des Klinikums Nürnberg hat im Dezember 2024 zur Anerkennung als Zentrum für Intensivmedizin durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit, Pflege und Prävention geführt. Damit zählt das Klinikum zu den ersten Einrichtungen in Bayern, die den neuen Anforderungen des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) entsprechen. Der G-BA, das zentrale Organ für die Selbstverwaltung im Gesundheitswesen, definierte 2023 Qualitätsstandards, nach denen besonders leistungsfähige Krankenhäuser in der Intensivmedizin künftig eine spezielle Rolle übernehmen.
Auch ein ECMO-Abholdienst ist Pflicht
Damit Krankenhäuser als Zentren für Intensivmedizin gelten, müssen sie strenge Voraussetzungen erfüllen. Dazu gehört eine definierte Ausstattung durch Personal mit intensivmedizinischem und -pflegerischem Fachwissen, das Vorhalten bestimmter Betten, Verfahren und Mindestfallzahlen, eine 24-stündige Aufnahmebereitschaft für Akutfälle, palliativmedizinische Kompetenzen und psychologische Betreuungsmöglichkeiten. Auch ein mobiles Team, das mit dem Lungenersatzverfahren ECMO Schwerstkranke extern versorgen und ans Zentrum transportieren kann, ist Pflicht.
Die neuen Zentren sollen sich beispielsweise mit anderen intensivmedizinisch arbeitenden Krankenhäusern in der Umgebung vernetzen und diese telemedizinisch beraten, also regelmäßig virtuelle Fallkonferenzen und Patientenvisiten live per Videoübertragung abhalten. Mit den so vernetzten Krankenhäusern sind gemeinsame Qualitätszirkel sowie Fort- und Weiterbildungsangebote geplant. Ziel ist es, die wohnortnahe Versorgung kritisch kranker Patienten zu stärken. Besonders komplexe Fälle können durch das Zentrum übernommen werden.
„Schon heute sind wir im ‚Netzwerk Tele-Intensivmedizin Bayern‘ mit einigen Partnerkrankenhäusern verbunden. Diese Vernetzung können wir jetzt im Lauf dieses Jahres dank weiterer Visitenwagen mit Videotechnik ausbauen“, erläutert Prof. John. „So lassen sich Therapien optimieren und im Idealfall aufwändige Intensivtransporte vermeiden.“ Das Klinikum Nürnberg kooperiert tele-intensivmedizinisch zum Beispiel bereits mit der Kreisklinik Roth, dem Klinikum Weiden und weiteren bayerischen Häusern.
Alle verfügbaren Organersatzverfahren im Einsatz
„Als Maximalversorger verfügen wir in der Intensivmedizin rund um die Uhr über die nötigen spezialisierten Fachleute und modernen Behandlungsverfahren“, sagt Dr. Arnim Geise, Leiter der internistischen Intensivstation auf dem Campus Nord des Klinikums Nürnberg. Sein Kollege Univ.-Prof. Dr. Jens Kubitz, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin, ergänzt: „Die Stärke unseres Zentrums für Intensivmedizin ist die enge Vernetzung und äußerst kollegiale Zusammenarbeit der verschiedenen Intensivbereiche. Das gilt sowohl in der interdisziplinären Patientenversorgung als auch für Weiterbildung, Lehre und Forschung in unserer Universitätsmedizin.“
Das Klinikum Nürnberg verfügt über 158 Erwachsenen-Intensivbetten auf vier großen Stationen, dazu weitere Spezialbetten. Im Jahr 2024 versorgte es dabei 8.100 Intensivpatienten. Allein 2.500 Dialysebehandlungen wurden auf diesen Intensivstationen durchgeführt. Am Zentrum für Intensivmedizin arbeiten verschiedene Fachdisziplinen zusammen, um jeden Patienten mit lebensbedrohlichen Erkrankungen bestmöglich zu versorgen. Dafür stehen spezielle Organersatzverfahren wie etwa die extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) beziehungsweise Herz-Kreislauf-Unterstützung (ECLS) sowie das ADVOS-Verfahren (Multiorganunterstützung von Niere, Leber und Lunge) zur Verfügung.
Bild oben: Die Intensivmediziner Prof. Dr. Stefan John, Univ.-Prof. Dr. Jens Kubitz und Dr. Arnim Geise (von links) arbeiten mit ihren Teams im Zentrum für Intensivmedizin am Klinikum Nürnberg zusammen.
Fotos: Klinikum Nürnberg