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  • Internationaler Tag der Hebammen am 5. Mai

    Am Puls des Lebens: Klinikum Nürnberg und Krankenhaus Lauf feiern ihre Hebammen.

Hebammen gab es schon in der Antike. Der Beruf, der von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe geführt wird, gilt als einer der ältesten Frauenberufe der Welt – obwohl ihn auch Männer ausüben können. Seit 1991 wird in heute über 50 Ländern am 5. Mai der Internationale Hebammentag gefeiert, um auf die Bedeutung der Hebammen für die Gesellschaft hinzuweisen. Das Motto 2024 lautet: „Hebammen machen den Unterschied“. Das Klinikum Nürnberg und das Krankenhaus Lauf nehmen diesen Tag zum Anlass, ihren Hebammen Danke zu sagen und vier von ihnen stellvertretend für alle Kolleginnen in ihrem Arbeitsalltag näher vorzustellen.

Kathrin Zanchi ist schon seit 40 Jahren ausgebildete Hebamme und hat bis heute rund 1.200 Babys ins Leben begleitet. Ihren Abschluss hat die gebürtige Thüringerin, die seit drei Jahren am Klinikum Nürnberg arbeitet, 1984 in Jena gemacht – also noch in der DDR. „Dort konnte man anders als in der Bundesrepublik schon mit 16 Jahren die Ausbildung zur Hebamme beginnen. Das war als junger Mensch schon ziemlich aufregend“, erzählt sie. „Ich wollte immer was mit Menschen machen, am Puls des Lebens sein. Hebamme war und ist mein Traumberuf.“ Am Puls des Lebens war die 59-Jährige nicht nur in Deutschland.

Über 30 Jahre war sie im Ausland, unter anderem im Auftrag des Deutschen Entwicklungsdienstes (heute Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) im Jemen, in Eritrea, Ghana, Irland und in Oman. „Ich habe von diesen Stationen wertvolle Anstöße mitgebracht, die mir bei meiner Arbeit sehr helfen“, berichtet sie. So fällt ihr zum Beispiel die Begleitung von werdenden Müttern aus anderen Kulturen leicht. Ebenso hat sie in Ländern mit einer schlechten medizinischen Infrastruktur gelernt, wie man auch in dramatischen Situationen Ruhe bewahrt und den Frauen professionell zur Seite steht.

„Das Fachliche ist aber nicht alles, was eine gute Hebamme ausmacht“, führt Kathrin Zanchi fort. „Man braucht zusätzlich Empathie, Durchsetzungsvermögen, eine mentale Elastizität, Flexibilität und Reflexionsvermögen. Den Beruf macht man mit Fleisch und Blut.“ Hebamme sei kein Bürojob mit einem planbaren Ablauf. „Genau das ist das Schöne. Wir sind hier ein gutes Team, und jede von uns startet jeden Tag mit einem leicht erhöhten Adrenalinspiegel in den Job. Manchmal sind es Sekunden, die alles auf den Kopf stellen.“ Was wünscht sie sich für die Zukunft? Ein Plus an Hebammen-Kreißsälen – ein Konzept, das es im Klinikum Nürnberg bereits gibt, sowie attraktivere Rahmenbedingen, damit mehr Nachwuchs sich für diesen Beruf entscheidet. Und Männer? „Gerne auch Männer, wenn sie sich das zutrauen.“

„Man braucht Geduld und auch ein dickes Fell“

Clara Schmid strahlt, wenn sie von ihrer Arbeit spricht. Die 23-Jährige hat im Februar 2023 ihren Abschluss als Hebamme gemacht. Seit September 2023 ist sie im Klinikum Nürnberg tätig. „Was mich sofort überzeugt hat ist das breite Leistungsspektrum hier am Haus. Da lernt man auch als Berufsanfängerin schnell, Verantwortung zu übernehmen. Zudem kann ich mich auf ein tolles Team und die gute Zusammenarbeit mit den Ärztinnen und Ärzten verlassen.“

Gebürtig kommt Clara Schmid aus Tübingen, aufgewachsen ist sie im unterfränkischen Miltenberg. Die Hebammen-Ausbildung hat sie in Gießen absolviert und ist nach einer Station in Norddeutschland wieder nach Franken zurückgekehrt. „Ich bin eher durch Zufall in diesem Beruf gelandet“, erzählt sie. „Mein Vater ist Arzt, sodass medizinische Themen zu Hause immer präsent waren.“ Als zwei Bekannte Clara Schmid dann von ihrem Arbeitsalltag als Hebammen berichteten, war der Entschluss schnell gefasst. „Ich würde es wieder tun und kann den Beruf nur empfehlen.“

Sicher, manchmal ist es anstrengend, sowohl körperlich als auch psychisch. „Man braucht Geduld, Einfühlungsvermögen und bisweilen auch ein dickes Fell.“ Wenn Väter zum Beispiel ihren Arbeits-Laptop mit in den Kreißsaal bringen oder einschlafen und später ungehalten sind, weil sie die Geburt verpasst haben. „Das ist wirklich so vorgekommen“, lacht Clara Schmid. Wobei es in ihren Augen grundsätzlich wichtig ist, dass eine Begleitperson mit bei der Geburt dabei ist. „So sind die Frauen keinen Moment allein, das beruhigt dann auch mich.“

86 Babys hat sie schon die Starthilfe ins Leben gegeben. Manchmal stellt sie sich vor, wie es ihnen geht und was aus ihnen werden wird. Besonders fruchtbar sei die Erfahrung einer hebammengeleiteten Geburt gewesen – quasi eine Hausgeburt im Krankenhaus. „Das war total schön. Alles lief gut, ich hatte ganz viel Zeit und Ruhe mit der werdenden Mutter und konnte die Geburt von Anfang bis Ende begleiten. Zugleich wusste ich, dass im Notfall das gesamte Angebot eines Perinatalzentrums der höchsten Versorgungsstufe quasi als Back-Up zur Verfügung steht.“ Und in Zukunft? „Ich wünsche mir, dass sich noch mehr junge Menschen für diesen Beruf entscheiden und vielleicht sogar zu uns ins Team kommen.“

„Ein Beruf, der die Welt ein bisschen besser macht“

Der Berufswunsch wurde Valentina Pfeiffer (Achtung, Wortspiel) quasi in die Wiege gelegt. „Meine Mutter ist auch Hebamme.“, lacht die 23-Jährige. Wichtig war ihr aufjedenfall einen sozialen Beruf zu erlernen, der die Welt ein bisschen besser macht. „Da hat Hebamme sehr gut gepasst.“ Gebürtig stammt Valentina Pfeiffer aus Neunkirchen am Sand

Im Oktober 2023 hat sie die Hebammenausbildung an der Universitätsklinik Erlangen erfolgreich abgeschlossen und gleich im Monat drauf als festangestellte Hebamme im Kreißsaal Lauf den Dienst angetreten. „Die Atmosphäre in Lauf ist familiär, wir können die Frauen sehr intensiv und individuell betreuen, und auch im Team war ich sofort herzlich willkommen“, erinnert sie sich.

Der Zusammenhalt im Team sei auch sehr wichtig, wenn es zu Notsituationen kommt. „Dramatische Erlebnisse gehören zu unserem Beruf dazu“, sagt sie. „Man sollte nie den Respekt davor verlieren, dass man für zwei Leben verantwortlich ist.“ Valentina Pfeiffer hat noch als eine der letzten die altrechtliche Ausbildung absolviert; jetzt sind Hebammenwissenschaften ein Studium. „Ich bin froh, dass ich noch die Ausbildung habe machen können, werde aber sicher noch den Bachelor draufsatteln.“ Für Valentina Pfeiffer ist die Akademisierung auf jeden Fall ein richtiger Schritt.

„Der Beruf der Hebamme ist anspruchsvoll und ein Bereich, in dem das Wissenschaftliche und Forschen durchaus intensiviert werden kann.“ Wenn sie zusammenzählt, wie viele Babys sie schon ins Leben begleitet hat, kommt sie auf rund 100. Dass Väter oder eine andere Begleitperson bei den Geburten dabei sind, findet sie wichtig. „Sie kennen die Frau besser als wir und können wirklich rund um die Uhr bei ihr sein. Das ist gut für sie und für uns.“ Und Männer als Kollegen? „Bei unserem Beruf ist es wichtig, ihn mit Leidenschaft auszuführen und das ist meiner Meinung nach nicht geschlechtsabhängig - Männer sind bei uns herzlich willkommen".

„Hebamme ist nach wie vor mein Traumberuf“

Marina Fuchs ist seit 2003 Beleghebamme im Krankenhaus Lauf und fühlt sich wohl. „Wir können die Frauen hier sehr individuell betreuen und haben zugleich ein interdisziplinäres Team für Notfälle im Hintergrund.“ Gebürtig stammt die 48-Jährige aus der Ukraine. In Deutschland ist sie seit 1996. Ein Jahr zuvor hatte sie ihre Ausbildung zur Hebamme abgeschlossen. Was folgte: ein Anerkennungspraktikum in Weißenburg.

Eine Zeit, an die sie sich gerne erinnert und für die sie sehr dankbar ist. „Ich habe viel gelernt und wurde sehr, sehr herzlich aufgenommen.“ Grundsätzlich sei die Ausbildung in der Ukraine nicht anders als in Deutschland, sagt Marina Fuchs. „Der größte Unterschied lag sicher in der technischen Ausstattung des Krankenhauses.“

Wie vielen Babys hat sie schon ins Leben verholfen? „Genau weiß ich es natürlich nicht. Im Schnitt zehn Geburten pro Monat bei rund 29 Berufsjahren – da komme ich auf 3.480 Babys; das ist fast schon eine kleine Stadt“, lacht sie. Humor ist für sie eine der wichtigsten Eigenschaften, die eine Hebamme mitbringen muss neben Fachwissen, Geduld und Empathie. „Auch Sprachen sind wichtig. Wir haben viele Frauen aus unterschiedlichen Ländern. Da ist es hilfreich, wenn man sich versteht.“

Hebamme ist nach all den Jahren ihr Traumberuf. „Immer, wenn ich erzähle, was ich mache, bekomme ich positives Feedback“, berichtet Marina Fuchs. Und auch von Familien bekommt sie Dankeskarten und gute Wünsche. „Anders als eine klinische Hebamme betreue ich viele Frauen auch während der Schwangerschaft und im Wochenbett. Da ist der Kontakt einfach intensiver.“ Was wünscht sie sich für die Zukunft? „Dass mehr für den Beruf Hebamme geworben wird. Ich stelle immer wieder fest, dass viele zu wenig darüber wissen, was wir Hebammen leisten. Das darf sich ruhig ändern.“