Notfallservice
  • Frauendelegation aus Togo besucht das Klinikum

    Vier Frauen aus Westafrika, die mit der Stadt Nürnberg soziale Projekte betreiben, haben auf einer Besuchsreise auch am Klinikum Station gemacht.

Sie durften sich in der Notaufnahme umsehen, bekamen CT-Geräte erklärt und begegneten Pflege-Azubis: Vier Frauen aus Togo in Westafrika haben auf ihrer einwöchigen Besuchsreise in Nürnberg auch am Klinikum Station gemacht.

Die Vertreterinnen von Frauenorganisationen waren im Rahmen des Programms der Stadt Nürnberg zum Frauenmonat März zu Gast, eingeladen durch das Amt für Internationale Beziehungen, die Gleichstellungsstelle der Stadtverwaltung und Fi Bassar. Der Verein, der ausgehend vom Klinikum Nürnberg eine Partnerschaft mit Togo pflegt, begleitete den Austausch. Seit 2018 betreibt die Stadt eine Projektpartnerschaft mit Sokodé und Aného, zwei Kommunen in Togo.

Fi-Bassar-Vorsitzende Rali Guemedji lotste die Gruppe einen Vormittag lang über den Campus Nord. Eine der vier Besucherinnen, Halissa Kpante Tchedre, vertritt Guemedjis Verein vor Ort in Bassar/Togo und koordiniert dort gerade den Bau einer Kinderklinik am örtlichen Krankenhaus mit Spenden aus Deutschland.

Menschen aus der ganzen Welt arbeiteten am Klinikum erfolgreich zusammen, nationales Denken habe hier keinen Platz, betonte der Medizinische Direktor Prof. Dr. Bert Reichert bei seiner Begrüßung. Kolleginnen und Kollegen übernahmen dann Kurzführungen: Prof. Dr. Michael Lell in der Radiologie, Dr. Franz Köhler in der operativen Intensivstation, Dr. Erika Glöckner in der Notaufnahme.

Keine gesetzliche Krankenversicherung in Togo

Die Togoerinnen, die sich in ihrer Heimat in verschiedenen gemeinnützigen Sozialinitiativen für Umweltschutz, Frauenrechte, Mädchenbildung und Gesundheitsvorsorge engagieren, erkundigten sich immer wieder nach Kosten und Finanzierung von Krankenhausbehandlungen. In Togo gibt es keine solidarisch organisierte Krankenversicherung. Die in Armut lebende Normalbevölkerung kann ihre medizinische Versorgung kaum bezahlen. Malaria und HIV richten auch deshalb große Schäden an; die Versorgung beispielsweise von Unfällen oder Entbindungen ist prekär.

Auch die Akademie Klinikum Nürnberg hieß die Gäste aus Afrika willkommen: Eine Klasse der Berufsfachschule für Pflege traf sich mit ihnen zum Austausch. Die Azubis erfuhren dabei aus erster Hand vom schwierigen Alltag der Krankenpflegerin Ami Wolali Tougli in den Dörfern in Togo, wo Wasser, Material, Hygiene und Geld stets fehlen.

Der Aufenthalt in Nürnberg soll den Nichtregierungsorganisationen der Togoerinnen zu neuem Wissen und internationaler Vernetzung verhelfen. Was Frauen in Togo schon erreichen können, machte eine von ihnen, Webi Ouro-Wassara, nebenbei deutlich, als vom überraschendsten ihrer Ämter erzählte: Als erste Frau ist sie in Sokodé kürzlich zur Präsidentin eines Männer-Fußballvereins der dritten Liga gewählt worden.

Bild: Oben: Die togoischen Frauenorganisations-Vertreterinnen Halissa Kpante Tchedre (4. v. li.), Hélène Essorezam Tchamdja (5. v. li.), Webi Ouro-Wassara (4. v. re.) und Françoise Mayji Gnofam (3. v. re.) zu Besuch auf dem Campus Nord mit ihren Begleiterinnen aus dem Rathaus und Rali Guemedji (3. v. li.) von Fi Bassar. Unten: in der Notaufnahme mit Oberärztin Dr. Erika Glöckner.

Fotos: Isabel Lauer / Klinikum Nürnberg