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  • Endoskopie: Entfernung eines Karzinoms ohne OP

    Frühe Formen eines Karzinoms ohne Operation entfernen: Ein Internist und ein Chirurg erklären, wie sie am Klinikum Nürnberg eng zusammenarbeiten.

Es gibt zunehmend bessere Möglichkeiten, besonders frühe Formen eines Karzinoms ohne Operation zu entfernen. Ein Internist und ein Chirurg erklären, warum sie am Klinikum Nürnberg mit diesem Ziel eng zusammenarbeiten. Die Endoskopie, also der Einsatz von Licht, Kamera und Instrumenten an der Spitze eines hochflexiblen Schlauchs, kann in vielen Fällen eine Operation an Magen oder Darm ersparen.
Foto-Portrait von Prof. Dr. Alexander Dechêne

Univ.-Prof. Dr. Alexander Dechêne ist bereits seit sechs Jahren Chefarzt der Klinik für Innere Medizin 6, Schwerpunkte Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie am Klinikum Nürnberg. Er gehört zu den ausgesprochen erfahrenen Experten für die Endoskopie des Verdauungstrakts und ist ein Spezialist für Lebererkrankungen.

 

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Wie kam es zum Endoskopie-Einsatz?

Dechêne: Entscheidend für den Einsatz der Endoskopie bei frühen Krebserkrankungen und Vorstufen war die Entwicklung von Operationstechniken und Instrumenten, die eine präzise und sichere Gewebeentfernung in allen Abschnitten des Verdauungstrakts ermöglichen. Auch Verletzungen der Darmwand lassen sich in den meisten Fällen heute ohne Hautschnitt von innen behandeln. Eine besondere Rolle nimmt die endoskopische Therapie auch bei der Behandlung von Blutungen des Verdauungstrakts ein: Diese nicht selten dramatischen Ereignisse kommen mit zunehmendem Patientenalter häufiger vor und erfordern ein rasches Eingreifen.

Wie prüfen Sie, ob ein Tumor oder ein Karzinom endoskopisch entfernt werden kann?

Dechêne: Vor jeder Krebstherapie kommt eine Bestimmung der Größe und der Ausbreitung der Tumorerkrankung. Hier setzen wir ein Mosaik verschiedener Diagnosetechniken ein. Es kommen Röntgenuntersuchungen ebenso zum Einsatz wie das Labor und – auch hier – endoskopische Untersuchungstechniken.

Welche Rolle spielt die Früherkennung bei der Therapie von Karzinomen?

Dechêne: Zunächst sollte zwischen Vorsorge und Früherkennung unterschieden werden. In allen Teilen des Verdauungstrakts können Krebsvorstufen erkannt und entfernt werden, noch bevor es zum eigentlichen Tumorwachstum kommt. Bestes Beispiel dafür ist die Darmkrebsvorsorge – werden hier Polypen bzw. Adenome gefunden, erfolgt die Entfernung, bevor Schlimmeres entsteht. Karzinome des Verdauungstrakts, die noch oberflächlich wachsen und nicht gestreut haben, lassen sich in vielen Fällen endoskopisch entfernen, ohne dass eine offene Operation stattfinden muss. Wir sprechen hier oft von Frühkarzinomen. Der größere Anteil der Tumore wird aber aufgrund eines fortgeschritteneren Stadiums auch heute noch vom Chirurgen behandelt. Was für die Patientinnen und Patienten dabei der beste Weg ist, besprechen wir am Klinikum Nürnberg im Expertengremium, dem sogenannten Tumorboard.

Was spüre ich als Patientin oder Patient bei einem endoskopischen Eingriff?

Dechêne: Fast nichts. Endoskopische Eingriffe geschehen in den allermeisten Fällen in einer sogenannten Sedierung, das heißt unter medikamentöser Ausschaltung des Bewusstseins und ohne Beeinflussung von Atmung und Reflexen. Sehr lange Eingriffe planen wir auch zusammen mit unseren Kollegen aus der Anästhesie. Vollnarkosen sind aber selten notwendig.

Welche Vorteile bietet die Endoskopie für den Patienten? Und gibt es auch Risiken?

Dechêne: Wenn von innen behandelt wird, fällt der Gewebeschaden durch den Zugang von außen her weg. Auch sind endoskopische Eingriffe oft weniger belastend für den Kreislauf, sodass viele Eingriffe bis ins sehr hohe Alter sicher durchgeführt werden können. Keine ärztliche Handlung ist ohne Risiko – Endoskopien sind da keine Ausnahme. Verzögert auftretende Blutungen sind ein Beispiel, hier kann sehr häufig eine erneute Endoskopie Abhilfe schaffen. Schwere bzw. dauerhafte Schäden durch endoskopische Eingriffe sind selten.

Portrait von Prof. Dr. Diener

Univ.-Prof. Dr. Markus Diener besitzt jahrelange Erfahrung in komplexen Tumoroperationen. Minimalinvasive und robotisch unterstützte Eingriffe sind sein besonderes Feld, auf dem er auch forscht. Er ist seit 2023 Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie am Klinikum Nürnberg.

 

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Wie beurteilen Sie, wann es besser ist, sich für eine chirurgische Entfernung zu entscheiden?

Diener: Die Beurteilung geschieht bei uns durch das alltägliche Zusammenspiel von Gastroenterologie und Viszeralchirurgie. Dieses interdisziplinäre Vorgehen wird heute Viszeralmedizin genannt. Dass Prof. Dechêne und ich dieses kooperative Vorgehen jeden Tag hier in Nürnberg leben, spüren unsere Patientinnen und Patienten. Am Ende geht es darum, für jeden ganz individuell das beste Behandlungsergebnis herauszuholen. Das gelingt nur im Dialog und in einer guten interdisziplinären Diskussion, bei der Chancen, Risiken und auch Grenzen einer bestimmten Therapiestrategie klar formuliert und analysiert werden.

Wie wird bestimmt, ob sich ein Tumor nur auf oberflächliche Wandschichten beschränkt und technisch entfernbar ist?

Dechêne: Dafür sind die eben angesprochenen Untersuchungen zur Ausbreitung eines Tumors gedacht, häufig Computertomographie und Ultraschalluntersuchung von innen, auch das ist übrigens eine endoskopische Untersuchung. In den meisten Fällen macht sich das Behandlungsteam einen eigenen Eindruck von der Situation in der Planungsphase, auch wenn bereits anderenorts die Diagnose gestellt wurde. Dieser Mehraufwand sichert den Behandlungserfolg.

Was leistet die feingewebliche Untersuchung?

Dechêne: Die Untersuchung von Gewebeproben, die auf endoskopischem Weg entnommen wurden, ist ein sehr wichtiger Pfeiler der präzisen Diagnosestellung und macht eine Auswahl der richtigen Behandlung oft erst möglich. Wir sprechen in diesem Zusammenhang heute von „personalisierter Medizin“ – die Therapie wird nicht mehr nur nach Lokalisation einer Tumorerkrankung ausgewählt, sondern richtet sich an den genetischen bzw. molekularen Veränderungen in den Krebszellen aus.

Und dann muss vielleicht doch nicht operiert werden? Wie sehen Sie das als Chirurg?

Diener: Durchweg positiv, denn das ist der moderne und richtige Weg. Es geht nicht um, „siehste, hab ich doch gleich gesagt!“, sondern darum, die beste Therapie in der richtigen Situation anzuwenden. Und wer denkt, dass dieses gemeinsame Herangehen im Sinne der Viszeralmedizin zu arbeitslosen Chirurgen führt, der irrt. Ich bin fest davon überzeugt, dass wenn sowohl Internist als auch Chirurg denken, dass operiert werden sollte, dann passt es auch.

Wenn ich den Verdacht auf Krebs im Magen-Darm-Trakt habe, wie bekomme ich Zugang zum Klinikum Nürnberg?

Diener: Über unsere beiden Homepages, von dort werden Sie je nach Situation der richtigen Sprechstunde zugewiesen, in der man Ihre Anliegen individuell beurteilt und die notwendigen Schritte einleitet. 

Kontakt & weitere Info

Klinik für Innere Medizin 6, Schwerpunkt Gastroenterologie, Endokrinologie
Prof.-Ernst-Nathan-Str. 1
90419 Nürnberg
Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie
Prof.-Ernst-Nathan-Str. 1
90419 Nürnberg