Wie beurteilen Sie, wann es besser ist, sich für eine chirurgische Entfernung zu entscheiden?
Diener: Die Beurteilung geschieht bei uns durch das alltägliche Zusammenspiel von Gastroenterologie und Viszeralchirurgie. Dieses interdisziplinäre Vorgehen wird heute Viszeralmedizin genannt. Dass Prof. Dechêne und ich dieses kooperative Vorgehen jeden Tag hier in Nürnberg leben, spüren unsere Patientinnen und Patienten. Am Ende geht es darum, für jeden ganz individuell das beste Behandlungsergebnis herauszuholen. Das gelingt nur im Dialog und in einer guten interdisziplinären Diskussion, bei der Chancen, Risiken und auch Grenzen einer bestimmten Therapiestrategie klar formuliert und analysiert werden.
Wie wird bestimmt, ob sich ein Tumor nur auf oberflächliche Wandschichten beschränkt und technisch entfernbar ist?
Dechêne: Dafür sind die eben angesprochenen Untersuchungen zur Ausbreitung eines Tumors gedacht, häufig Computertomographie und Ultraschalluntersuchung von innen, auch das ist übrigens eine endoskopische Untersuchung. In den meisten Fällen macht sich das Behandlungsteam einen eigenen Eindruck von der Situation in der Planungsphase, auch wenn bereits anderenorts die Diagnose gestellt wurde. Dieser Mehraufwand sichert den Behandlungserfolg.
Was leistet die feingewebliche Untersuchung?
Dechêne: Die Untersuchung von Gewebeproben, die auf endoskopischem Weg entnommen wurden, ist ein sehr wichtiger Pfeiler der präzisen Diagnosestellung und macht eine Auswahl der richtigen Behandlung oft erst möglich. Wir sprechen in diesem Zusammenhang heute von „personalisierter Medizin“ – die Therapie wird nicht mehr nur nach Lokalisation einer Tumorerkrankung ausgewählt, sondern richtet sich an den genetischen bzw. molekularen Veränderungen in den Krebszellen aus.
Und dann muss vielleicht doch nicht operiert werden? Wie sehen Sie das als Chirurg?
Diener: Durchweg positiv, denn das ist der moderne und richtige Weg. Es geht nicht um, „siehste, hab ich doch gleich gesagt!“, sondern darum, die beste Therapie in der richtigen Situation anzuwenden. Und wer denkt, dass dieses gemeinsame Herangehen im Sinne der Viszeralmedizin zu arbeitslosen Chirurgen führt, der irrt. Ich bin fest davon überzeugt, dass wenn sowohl Internist als auch Chirurg denken, dass operiert werden sollte, dann passt es auch.
Wenn ich den Verdacht auf Krebs im Magen-Darm-Trakt habe, wie bekomme ich Zugang zum Klinikum Nürnberg?
Diener: Über unsere beiden Homepages, von dort werden Sie je nach Situation der richtigen Sprechstunde zugewiesen, in der man Ihre Anliegen individuell beurteilt und die notwendigen Schritte einleitet.