- Home
- / News
-
Ein Delir-Coach unterstützt seit Kurzem im Klinikum Nürnberg
Rund um den Weltdelirtag am 13. März sensibilisiert das Klinikum für Delir.
Delir ist noch immer als Krankheitsbild zu wenig bekannt. Dabei sind knapp ein Drittel aller älteren Patient*innen im Krankenhaus davon betroffen. Mit einem eigenen Demenz- und Delir-Coach verbessert das Klinikum Nürnberg die Versorgung der betroffenen Patientinnen und Patienten.
Ein Krankenhausaufenthalt ist für alle Patient*innen eine Herausforderung. Sehr alte und demente Patientinnen und Patienten erleben den Klinikaufenthalt oft als Ausnahmezustand: Die Umgebung ist fremd, die Geräusche und die Gerüche sind ungewohnt. Dazu kommt die eigentliche Erkrankung mit ihren Beschwerden. Diese Situation verursacht Angst und Unruhe und kann einen akuten Verwirrtheitszustand, ein sogenanntes Delir auslösen. Das ist nicht nur für die Patientinnen und Patienten selbst, sondern häufig auch für die Angehörigen und Freunde sehr belastend.
Prävention und Aufklärung machen stark gegen Delir
Im Klinikum Nürnberg spielt das Erkennen und die zielgerichtete Behandlung eines Delirs eine große Rolle in der Patientenversorgung. Mit unterschiedlichen Maßnahmen wird das Pflegepersonal auf den besonders betroffenen geriatrischen und urologischen Stationen zum Thema Delir sensibilisiert. Schon seit sieben Jahren wird in der Klinik für Innere Medizin 2, Schwerpunkt Geriatrie täglich ein Delir-Screening durchgeführt, das auf alle Patient*innen angewandt wird, deren Vorerkrankungen ein erhöhtes Delir-Risiko bergen. Auch in anderen Kliniken des Hauses wird dieses Screening inzwischen angewandt.
Demenz- und Delir-Coach für Mitarbeitende und Angehörige
Seit Dezember 2023 gibt es dank der Projektförderung durch die „Theo und Friedl Schöller-Stiftung“ einen speziellen Demenz- und Delir-Coach. Jessica Barth berät Angehörige von Patient*innen mit einer Demenz und/oder einem Delir, schult Mitarbeitende und bietet eine konsiliarische Beratung auf bestimmten Stationen im Klinikum Nürnberg an. „Meine Aufgaben sind vielfältig. Vorrangig geht es bei allen Beratungen und Unterstützungen, die ich leisten kann, darum, unsere Patientinnen und Patienten bestmöglich zu versorgen, die An- und Zugehörigen zu unterstützen und die Kolleginnen und Kollegen in der Pflege zu entlasten“, fasst sie ihre Aufgaben zusammen. Das vorrangige Ziel des Projekts ist aber vor allem, ein Delir frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können – beziehungsweise im besten Fall sogar zu verhindern.
Tanja Vaheri, Pflegedienstleiterin der Kliniken für Geriatrie, Urologie, Gynäkologie und HNO, hat das Konzept des Demenz- und Delir-Coaches entwickelt und zusammen mit Prof. Dr. Katrin Singler, Oberärztin der Klinik für Geriatrie, ausgearbeitet und umgesetzt. „Delir spielt besonders bei älteren Patientinnen und Patienten eine so große Rolle – und wird trotzdem viel zu selten erkannt“, erläutert Tanja Vaheri die Grundidee.
Neben der neuen Tätigkeit von Frau Barth wird im Sommer dieses Jahres am Klinikum Nürnberg ein „Room of Delir“ eingerichtet. Nach einer fachlichen Einführung können sich dort zuerst Mitarbeitende, später auch interessierte Laien in der Art eines Escape Rooms mit dem Thema Delir auseinandersetzen und spielerisch mehr zu dem so wichtigen Thema erlernen.
Delir steht für aus der Spur geraten
Der Begriff Delir beschreibt lediglich die Symptome und lässt keinen Rückschluss auf die Ursache der Verwirrtheit zu. Die Patientinnen und Patienten können unter Störungen der Aufmerksamkeit, des Bewusstseins, des Denkens und der Sprache leiden, genauso möglich sind auch mangelndes Orientierungsvermögen, Wahrnehmungsstörungen und Stimmungsschwankungen. Ganz nach der ursprünglichen Bedeutung des lateinischen Begriffs „Deliriums“ sind sie aus der Spur geraten.
Eine Gemeinsamkeit erstreckt sich über alle, zum Teil sehr unterschiedlichen Symptome: Ein Delir tritt plötzlich innerhalb eines kurzen Zeitrahmens auf. Häufig ist das in den ersten Tagen im Krankenhaus oder nach einer Operation der Fall. Aber auch Schmerzen, Infektionen, ein Flüssigkeitsmangel, eine fremde Umgebung oder andere Veränderungen können ein Delir begünstigen.
Die so unterschiedlichen, oft völlig individuellen Symptome führen dazu, dass ein Delir immer noch häufig nicht oder nicht früh genug erkannt wird. Das kann für die Betroffenen schwere Folgen haben. So hängt das Delir, abhängig von Schwere und Dauer, u.a. mit einer erhöhten Sterblichkeit, einem längeren Krankenhausaufenthalt und der Wahrscheinlichkeit, eine Demenz zu entwickeln, zusammen. Das alles macht das Delir zu einer echten Notfallsituation.
Bild: Oberärztin Prof. Dr. Katrin Singler, Demenz- und Delir-Coach Jessica Barth und Pflegedienstleiterin Tanja Vaheri (von links).
Foto: Klinikum Nürnberg
Kontakt & weitere Info
90419 Nürnberg
90471 Nürnberg
90419 Nürnberg