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  • Demenz und Aggression: Pflegende Angehörige für Studie gesucht

    Aggressionen und Gewalt sind bei der Versorgung von Menschen mit Demenz zu Hause oft ein Problem - Thema einer Studie von Klinikum Nürnberg und PMU.

27.02.2025

In einer Studie will die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Nürnberg untersuchen, inwieweit und warum es zwischen Menschen mit Demenz und ihren pflegenden Angehörigen zu aggressivem und herausforderndem Verhalten kommt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können im Rahmen des Projekts Entlastungsstrategien erlernen.

Mehr als die Hälfte der pflegebedürftigen Menschen mit Demenz lebt zu Hause. Ihre Betreuung erfordert viel Zeit und Kraft von Familienangehörigen. Gerade wenn die Pflegenden sich selbst überlastet fühlen, kann es zur Anwendung von physischer oder psychischer Gewalt kommen. Aber auch Menschen mit Demenz können, abhängig von Form und Stadium ihrer Erkrankung, sogenannte herausfordernde Verhaltensweisen zeigen. Manche rufen ständig laut, laufen weg, viele verweigern Hilfe oder bleiben teilnahmslos, andere reagieren enthemmt.

„Reizbarkeit, Aggressionen und Gewalt stellen bei der Versorgung von Menschen mit Demenz in der häuslichen Umgebung ein häufiges Problem dar, das wenig Beachtung findet“, sagt Lea Bräuer, Gerontologin in der Gedächtnissprechstunde am Klinikum Nürnberg und Studienkoordinatorin. Die Aggression könne von beiden Seiten ausgehen. Wissenschaftlich untersucht sei das Thema aber wenig, es mangele an aussagekräftigen Daten.

Auf Wunsch Teilnahme an einem Deeskalationstraining

Mit einer Studie will die Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität am Klinikum Nürnberg mehr Transparenz schaffen. Für die im Sommer 2024 begonnene Erhebung werden Teilnehmende gesucht, die belastende Verhaltensweisen bei sich oder ihrem an Demenz erkrankten Angehörigen bemerken. Ziel ist, von einer relevanten Menge Betroffener Informationen über Hintergründe und Ausprägung von häuslicher Aggression und den Umgang damit zu erhalten. Die Sammlung mit Hilfe von quantitativen Fragebögen und qualitativen Interviews soll bis Herbst 2025 laufen, danach beginnt die Auswertung.

„Mit diesem Beitrag zur Forschung möchten wir auch anstoßen, dass Betroffene bessere Unterstützung finden“, sagt Sven Keitel, Pflegedirektor Seelische Gesundheit am Klinikum Nürnberg. „Erst wenn über das Thema mehr gesprochen wird, werden sich Menschen eher Hilfe holen.“ Wer an der Studie teilnimmt, kann daher auf Wunsch in einem zweiten Schritt ein professionelles Deeskalationstraining erhalten. Die Schulungen finden bei Gruppenterminen am Klinikum Nürnberg und auch bei Hausbesuchen statt. „Wir wollen Angehörigen Strategien an die Hand geben, mit kritischen Situationen gelassener und gewaltfrei umzugehen“, sagt Keitel, der am Klinikum auch Ausbilder für Deeskalationstechniken ist.

Das Thema aus der Tabuzone holen

„Es ist ein Tabuthema. Und aus dem Tabubereich können wir das Thema am besten holen, wenn wir es wissenschaftlich untersuchen. Im Alltag vieler Betroffener und Angehöriger ist das Thema natürlich präsent – und führt nicht selten zu vermeidbaren Klinikeinweisungen“, sagt Univ.-Prof. Dr. Thomas Hillemacher, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Klinikum Nürnberg.

Die Theo und Friedl Schöller-Stiftung finanziert die Studie. Das Projekt richtet sich an Angehörige von in privaten Haushalten lebenden Menschen mit einer ärztlich gesicherten Demenzdiagnose. Das Studienteam führt mit den Angehörigen und den Pflegebedürftigen eine Befragung und eine neuropsychologische Untersuchung im Klinikum Nürnberg, Campus Nord, durch. Informationen und Anmeldung unter Telefon 0911 398-114096 oder per E-Mail: lea.braeuer@klinikum-nuernberg.de

Bild: Sie wollen pflegenden Angehörigen Entlastungsstrategien für den Umgang mit Demenz vermitteln
(v. li.): Chefarzt Univ.-Prof. Dr. Thomas Hillemacher, Gerontologin Lea Bräuer und Pflegedirektor Sven Keitel.
Foto: Klinikum Nürnberg

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