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  • Ein Arzt spricht mit einem männlichen Patienten im Bett. Die Stimmung ist freudig.

    Delir: Aufklärung und Trainings zur Früherkennung

    Delir lässt sich behandeln: Mit Aufklärung und Trainings stößt das Klinikum Nürnberg die Früherkennung an.

Das Delir ist eine gefürchtete Komplikation bei Krankenhausbehandlungen. Im Übungsraum vom Klinikum Nürnberg wird die Früherkennung trainiert. 

Herr Müller macht der Station Sorgen. Er schläft tagsüber viel und wird nachts aktiv. Er redet wirr, will nichts essen, mag nicht aufstehen und macht bei Therapien nicht mit. Der 87-Jährige klagt über Schmerzen und hat erhöhte Temperatur. Mit strengem Blick begutachtet ihn eine Gruppe von Pflegekräften am Bett und überlegt, was zu tun ist.

Herr Müller ist ein Fantasie-Patient, nur eine Puppe in einem Übungsraum. Doch sein Fall ist ein typisches Beispiel für das Delir. Darunter versteht man einen akuten Verwirrtheitszustand. Er zeigt sich an Unruhe oder Schläfrigkeit, Aufmerksamkeits- und Denkstörungen bis hin zu Halluzinationen und Aggressivität. Besonders gefährdet sind alte Menschen und Demenzkranke. Umgebungswechsel, Operationen, Infektionen oder Medikamente können das Delir auslösen. Manchmal lässt sich keine klare Ursache finden.

„Obwohl ein Delir häufig vorkommt, wird es selbst von Fachleuten oft übersehen"

„Obwohl ein Delir häufig vorkommt, wird es selbst von Fachleuten oft übersehen und in seiner Dramatik unterschätzt“, erklärt Tanja Vaheri, Pflegedienstleiterin der Kliniken für Geriatrie, Urologie, Gynäkologie und Hals-Nasen-Ohrenheilkunde am Klinikum Nürnberg. „Ein unerkanntes Delir verschlechtert die Prognose für die Betroffenen erheblich. Umgekehrt lässt sich das Delir durch Früherkennung und relativ einfache Maßnahmen zurückbilden.“

Delir-Screenings und Coach im Einsatz

Das Klinikum Nürnberg geht dabei in die Offensive. Delir-Screenings für Risikopatienten sind in vielen seiner Kliniken schon Alltag. Tanja Vaheri hat mit dem Zentrum für Altersmedizin ein zusätzliches Aufklärungskonzept erarbeitet. Mit Unterstützung der Theo und Friedl Schöller-Stiftung ist neuerdings eine Pflegefachfrau als Demenz- und Delir-Coach im Einsatz. Jessica Barth schult Mitarbeitende in einem „Delir-Raum“, berät Stationen und Angehörige.

„Ziel dieser Arbeit ist es, ein Delir früher zu behandeln – oder es gleich zu verhindern“, sagt die Coachin. Neben der Behebung konkreter körperlicher Ursachen helfen hier nachweislich ruhige Ansprache, reizarme Umgebung, Förderung von Bewegung, Verzicht auf Fixierung, Orientierungshilfen wie Uhren, Kalender und ein fester Tag-Nacht-Rhythmus.

Wie Angehörige Delir-Patienten helfen können:

Auch Angehörige können etwas tun. Es empfiehlt sich alles, was Sicherheit gibt: Sehhilfen, Hörgeräte und Zahnprothesen mitbringen und einsetzen, geduldig und ruhig auf den Patienten eingehen, gern mit Körperkontakt, ihn nicht mit Fragen überfordern oder zu viel korrigieren. Und schon die Tageszeitung oder ein vertrauter Gegenstand von zu Hause, etwa ein Familienfoto oder ein Kissen, können zur Orientierung beitragen.

Kontakt & weitere Info

Klinik für Innere Medizin 2, Schwerpunkt Geriatrie
Prof.-Ernst-Nathan-Str. 1
90419 Nürnberg
Breslauer Str. 201
90471 Nürnberg