28.10.2025
Darmkrebs zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Um Diagnostik und Behandlung weiter zu verbessern, ist die nationale S3-Leitlinie zum Kolorektalen Karzinom umfassend überarbeitet worden. Univ.-Prof. Dr. Dr. Jens Neumann, seit Juni 2025 Chefarzt des Universitätsinstituts für Pathologie am Klinikum Nürnberg, spielte dabei eine zentrale Rolle.
Als Vertreter mehrerer Fachgesellschaften leitete Neumann die Arbeitsgruppe Pathologie, die das entsprechende Kapitel der Leitlinie verantwortete. Er trug maßgeblich zu neuen Empfehlungen bei, wie sich biologische Eigenschaften von Darmtumoren systematisch und zuverlässig bestimmen lassen. Diese Analysen helfen Ärztinnen und Ärzten, die Therapie gezielt auf die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten abzustimmen.
Ein wesentlicher Fortschritt ist die Einführung der Testung auf Mikrosatelliteninstabilität (MSI) bei allen neu diagnostizierten Karzinomen – unabhängig vom Erkrankungsstadium. Bisher war diese Untersuchung nur in ausgewählten Fällen empfohlen. Die Bestimmung von MSI und Mismatch-Repair-Defizienz (dMMR) liefert wertvolle Hinweise auf den Krankheitsverlauf und beeinflusst Entscheidungen, etwa ob eine begleitende Chemo- oder Immuntherapie sinnvoll ist. Zudem ermöglicht sie die Diagnose des Lynch-Syndroms, einer erblichen Ursache für Darmkrebs.
"Wird Versorgung der Patientinnen und Patienten spürbar verbessern"
„Die neue Empfehlung zur MSI-Testung bei Erstdiagnose wird die onkologische Versorgung unserer Patientinnen und Patienten spürbar verbessern“, erklärt Prof. Neumann, der seit Jahren die Entstehung und Behandlung von Dickdarmkarzinomen erforscht. „Sie erlaubt uns, frühzeitig die Weichen für eine individuelle und evidenzbasierte Therapie zu stellen.“
Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) entwickelte die Leitlinie gemeinsam mit weiteren Fachgesellschaften. Sie wurde im September 2025 im Leitlinienprogramm Onkologie (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, Deutsche Krebsgesellschaft und Deutsche Krebshilfe) veröffentlicht.
Medizinische Leitlinien bündeln den wissenschaftlich gesicherten Wissensstand zu einer Erkrankung und dienen als Orientierungshilfe im klinischen Alltag. Das Klinikum Nürnberg, ein von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifiziertes Darmkrebszentrum, engagiert sich in Forschung und Praxis, um die Versorgung von Krebspatienten kontinuierlich zu verbessern.
Bild oben: Univ.-Prof. Dr. Dr. Jens Neumann leitet das Universitätsinstitut für Pathologie am Klinikum Nürnberg.
Fotos: Luisa Schuster, Klinikum Nürnberg