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Ausstellung "Comic meets Rheuma": Medizin mit dem Zeichenstift
„Comic meets Rheuma“ ist ein Begegnungsprojekt von Patienten und Kunstschaffenden. Die Ausstellung dazu klärt auf - bunt, locker und informativ.
22.05.2025
Eine komplexe Krankheit wird zur Bildergeschichte, die jeder begreifen kann. „Comic meets Rheuma“ ist ein besonderes Begegnungsprojekt von Patienten und Kunstschaffenden. Die Ergebnisse sind in einer Ausstellung auf dem Campus Nord zu sehen.
Rheuma war schon bei manch berühmtem Maler der Kunstgeschichte ein Thema. In Nürnberg befasst sich nun auch eine Reihe von Comics mit einer Erkrankung, die weltweit Millionen von Menschen betrifft und der Medizin noch viele Rätsel aufgibt.
Rückblende: Patientinnen und Patienten der Abteilung für Rheumatologie am Klinikum Nürnberg treffen sich im Frühjahr 2024 für einen Workshop mit Comiczeichnerinnen und -zeichnern aus ganz Deutschland. Zusammengebracht hat sie der leitende Rheumatologe Prof. Dr. Dr. Axel Hueber. Seine Idee: eine neuartige Aufklärungskampagne entwickeln.
Noch während die Patienten in einem Hörsaal Einblick in ihre Krankheitsgeschichten geben und Fachleute das Ganze einordnen, zücken die Kreativen beim Zuhören die Stifte. Aus ihren Skizzen werden sie später Comics ausarbeiten. So entstehen 18 Arbeiten, die Rheuma aus Sicht der Betroffenen in Bildergeschichten übersetzen. Manche plakativ und kompakt, andere erzählerisch und verspielt. Die einen nähern sich dem Thema humorvoll, andere betonen die düstere Seite. Die Zeichenstile reichen vom Cartoon über Manga bis ins Experimentelle.
Wissenschaft kreativ ins Bild übersetzt
Die Ausstellung dazu ist seit Mai 2025 im Herzen des Klinikums Nürnberg, Campus Nord, kostenlos zu sehen. „Wir gehen damit bewusst in die Öffentlichkeit, um das Verständnis und die Akzeptanz für Rheuma durch kreative, wissenschaftlich fundierte Comic-Kunst zu fördern“, sagt Axel Hueber. „Jeder weiß, was ein Hinkelstein ist – weil er aus den Asterix-Comics bekannt ist. Wir wollen eine Brücke zwischen Medizin und Kunst schlagen und Menschen inspirieren, das Thema Rheuma neu zu sehen.“ Das Rheumazentrum Erlangen-Nürnberg, das Comic-Museum Erlangen, die Initiative „Comic in Bayern“ und das Bündnis für Rheumatologie sind Partner der Aktion.
Alle Hintergründe und Geschichten rund um "Comic meets Rheuma"
Rheuma ist ein medizinisches Chamäleon. Das Wort dient als Oberbegriff für rund 400 verschiedene (Autoimmun-)Erkrankungen. Die bekannteste ist die rheumatoide Arthritis, eine chronische Entzündung von Gelenken. Rheuma, darunter sind viele seltene Erkrankungen, betrifft vor allem das Bewegungssystem, aber auch die inneren Organe und die Haut. Die Folgen sind chronische Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und oft bleibende Schäden an Gelenken, Wirbelsäule und Muskulatur. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie sind in Deutschland allein zwei Millionen Menschen von entzündlich-rheumatischen Formen betroffen. „Es gibt viel zu wenige Rheumatologen, es bräuchte dreimal so viele, um alle Patienten optimal zu versorgen“, beklagt Prof. Hueber.
Auf diese dramatische Lage weisen die Comics locker und verständlich hin. „Kunst und Medizin haben schon immer zusammengewirkt. Künstler sind berufen, die stark emotionale Komponente einer Erkrankung zu erfassen, die sonst oft vergessen wird“, sagte Prof. Dr. med. univ. Georg Schett, Direktor der Medizinischen Klinik 3 (Rheumatologie und Immunologie) des Universitätsklinikums Erlangen bei der Vernissage von „Comic meets Rheuma“. In der Forschung – Erlangen und Nürnberg intensivieren hier aktuell ihre Verbindungen – gebe es vielversprechende Ansätze, um mehr Erkrankungen des Immunsystems eines Tages heilen zu können.
Wie steinig der rheumatische Leidensweg für Einzelne verlaufen kann, hat bei „Comic meets Rheuma“ zum Beispiel Andreas Ruth offenbart. Der Wahl-Nürnberger, am Klinikum Nürnberg in Behandlung, erhielt erst nach mehr als 30 Jahren die richtige Diagnose. Er hat Morbus Bechterew (Axiale Spondyloarthritis) und dadurch schier unerträgliche Schmerzzustände seit jungen Jahren. Früher hatten Ärzte die Beschwerden abgetan oder auf kaputte Bandscheiben zurückgeführt, weil der Bautechniker und Projektleiter einmal als Maurer auf dem Bau gearbeitet hatte.
Therapie brachte Lebensfreude zurück
Seit der 58-Jährige bei Prof. Hueber die passende Therapie erhält, führt er ein „Leben 2.0“, wie er sagt. Die regelmäßigen entzündungshemmenden Injektionen nennt er „Zauberwasser“. Die Krankheitsschübe kommen damit seltener und milder. Ruth hat wieder so viel Freude am Leben, dass er sich einen Traum erfüllte und den Motorrad-Führerschein machte. Dass seine Geschichte bei „Comic meets Rheuma“ Gehör fand, bewegt ihn tief. Seine Botschaft an alle Menschen in seiner Lage: „Gebt nicht auf! Lasst euch eure Beschwerden nicht ausreden!“
Auch die Comic-Künstler sind dankbar für die Begegnungen im Projekt. Wie viele Außenstehende hatte zum Beispiel Berrin Jost beim Begriff „Rheuma“ früher automatisch ältere Menschen vor Augen, die über Gelenkschmerzen klagen, wenn das Wetter wechselt. Ein Klischee, denn Kinder und junge Erwachsene sind genauso betroffen, und längst nicht jeder Rheumatiker ist wetterfühlig.
Die Illustratorin, die in München lebt, sagt: „Ich habe sehr viel gelernt, nicht nur das rein Medizinische, sondern auch das Emotionale von den Betroffenen und wie sie ihren Alltag meistern. Ich hoffe, dass durch meinen Comic die Verurteilung gegenüber dem Unsichtbaren schwindet.“
- Ausstellung „Comic meets Rheuma“: Klinikum Nürnberg, Campus Nord, Prof.-Ernst-Nathan-Straße 1, 90419 Nürnberg, Haus 10, Mittelgang neben Bistro. Eintritt frei
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Klinik für Innere Medizin 5, Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie, Abteilung Rheumatologie, E-Mail: abc-rheumatologie@klinikum-nuernberg.de, Telefon +49 (0)911 398-7840
Bild oben: Der Comic "Rheuma ist..." von Lisa Neun ist Teil der Ausstellung "Comic meets Rheuma".
Foto: Lisa Neun
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Die Ausstellung "Comic meets Rheuma" ist rund um die Uhr im Mittelgang bei Haus 10 auf dem Campus Nord des Klinikums Nord zu sehen.
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Kathrin Opelz (li.) stand Patin für die Sicht von Rheuma-Betroffenen. Zeichnerin Berrin Jost setzte auch ihre Geschichte um.
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Patient Andreas Ruth vor "seinem" Comic.
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Künstlerinnen und Künstler des Ausstellungsprojekts bei der Vernissage (von links): Jonas Grund, Lisa Neun, Marlin Beringer, Klinikums-Vorstandschef Prof. Dr. Achim Jockwig, Prof. Dr. Dr. Axel Hueber, Cornelis Jettke, Berrin Jost, Prof. Dr. med. univ. Georg Schett (Uniklinikum Erlangen), Anna Paßlick, Laura Stocker.
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"Das war so eine Klo-Idee": Initiator Prof. Dr. Dr. Axel Hueber, Rheumatologe am Klinikum Nürnberg, blickte zurück auf die Entstehung des Projekts.
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Der Rheumatologe und Immunologe Prof. Dr. med. univ. Georg Schett, Klinikdirektor der Klinik für Innere Medizin 3, sprach bei der Vernissage über neue Aussichten in der Forschung.
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Prof. Dr. Dr. Axel Hueber (re.) im Gespräch mit Patientinnen und Zeichnern.
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Ausschnitt aus dem Comic von Jeff Chi.
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Ausschnitt aus dem Comic "Unsichtbares" von Anna Paßlick.
Kontakt & weitere Info
90419 Nürnberg
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