Das ist eine häufige Problematik in der Allgemeinarztpraxis und beim Spezialisten. Ihre Beschwerden passen nicht in ein Diagnoseschema, es findet sich keine strukturelle, organische Ursache. Denken Sie nicht gleich an eine seltene, gar unheilbare Erkrankung. Wir wissen, dass Sie sich diese Symptome nicht einbilden. Sie sind funktioneller Natur, wir sagen auch somatoforme Störungen dazu. Sie sind messbar, variabel und ohne sichtbare Organschädigung. Wir wissen, dass diese Symptome vegetativ gesteuert sind und den Zellstoffwechsel bis zu den Kraftwerken der Zelle, den Mitochondrien, beeinflussen. Diese funktionellen, somatoformen Symptome können Sie auch haben, wenn bereits bei Ihnen eine organische Erkrankung (z.B. koronare Herzerkrankung, Krebserkrankung, Lungenerkrankung etc.) bekannt ist. Es ist dann schwer, die Symptome richtig einzuordnen und damit ohne Angst umzugehen.
Plötzlich krank zu sein und mitunter langwierige Therapien durchgestanden zu haben, verändert den Blick auf das, was wichtig ist. Die Verarbeitung des damit Erlebten, das Akzeptieren von Einschränkungen und der Umgang mit Unsicherheit und Veränderung benötigen Zeit und häufig eine professionelle Unterstützung. Zur Genesung gehört nicht nur ein gesunder Körper, sondern auch ein gesunder Geist. Wir unterstützen Sie auf diesem Weg, angefangen von den ersten Schritten auf Station, wenn der Schock noch tief sitzt, bis hin zur Vorbereitung auf den Alltag und den Wiedereinstieg in die Welt von Beruf und Familie. Sie lernen, Ihre Erkrankung zu akzeptieren, mit ihr zu leben, in ihr vielleicht eine Chance zu sehen und das Veränderungspotential positiv zu nutzen. Akzeptanz der Erkrankung. Ziel ist es, sich gesund zu fühlen trotz des Wissens, nicht ganz gesund zu sein.
Langwierige Krankheitsprozesse bringen psychische und vor allem soziale Belastungen mit sich, denn Sie können Ihrer Berufstätigkeit nicht nachkommen oder nicht so für Ihre Familie und Kinder da sein, wie diese es brauchen würden. Depressionen, Ängste oder auch Symptome einer Traumafolgestörung, die sich nicht selten im Laufe der Erkrankungszeit einstellen, machen es schwer, sich um Dinge des Alltags wie Post, Behördengänge oder Kinderversorgung zu kümmern. Sie benötigen Unterstützung durch mehrere Berufsgruppen, also multiprofessionell, sodass die Behandlung eng verzahnt mit Ärzt*innen, Psycholog*innen, Pflegekräften und Sozialarbeiter*innen organisiert ist. In unserer Klinik sind wir darauf spezialisiert, Ihnen multiprofessionell und durch verschiedene Behandlungsmethoden (multimodal) über diese Schwierigkeiten hinweg zu helfen.
Die Arbeitsweise in der Psychosomatik
Die Behandlungsdauer beträgt durchschnittlich 6 bis 8 Wochen und erfolgt vorzugsweise stationär. In Einzelfällen ist auch eine teilstationäre Behandlung möglich.
Die Behandlung orientiert sich zunächst schwerpunktmäßig an den körperbezogenen Symptomen. Es werden individuell die Belastungen herausgearbeitet, die direkt stressbedingt oder „im sprichwörtlichen Sinne“ zu den körperlichen Beschwerden führen. Weitere Schwerpunkte der Behandlung liegen in:
- der Förderung der Wahrnehmung der eigenen Emotionen, die als steuernd für die Vorgänge im Körper angesehen werden.
- dem Herausfinden der eigenen individuellen Stressoren, die sich jeder Mensch durch die Erwartungen macht, die er an sich selbst und an seine Umgebung stellt, (die sogenannten eigenen inneren Muster). Anschließend werden gemeinsam stressreduzierende Alternativen zu diesen Mustern erarbeitet.
- dem Erlernen der Möglichkeit der Spannungsregulation. Hier werden verschiedene Entspannungsverfahren als Technik angeboten, so dass die Möglichkeit besteht, individuell ein geeignetes Verfahren für sich zu finden und dieses zu vertiefen.
Schwerpunkt des psychotherapeutischen Vorgehens ist die Förderung von Mentalisierung, d.h. die Fähigkeit, Gedanken, Gefühle und Absichten, also die innere psychische Welt, bei sich und anderen richtig wahrzunehmen und zu verstehen. Dazu sind wir in mentalisierungsbasierter Psychotherapie (MBT) geschult.
Wir arbeiten daher vor allem im Gruppenkontext und beziehen weitere spezielle Therapieverfahren wie körpertherapeutische (KBT) und kunsttherapeutische Verfahren sowie Entspannungs- und Imaginationstechniken mit ein.
Die Behandlungsmöglichkeiten der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Je nachdem, welche Unterstützung Sie benötigen, bieten wir verschiedene Angebote für Sie an.
Konsil- und Liaisondienst
In diesem Rahmen werden Sie von uns versorgt, wenn Sie auf einer unserer vielen Stationen im Klinikum Nord oder Süd liegen und wegen einer körperlichen Erkrankung stationär behandelt werden müssen. Sprechen Sie Ihren behandelnden Arzt/ Ärztin oder die Pflegekraft darauf an, wenn Sie unsere Unterstützung benötigen. Wir werden dann hinzugezogen.
Integrierte klinische psychosomatische Therapieeinheit (IKP)
In Kooperation mit der Inneren Medizin 5 führen wir eine Integrierte Klinische Psychosomatische Therapieeinheit (IKP), in der wir Ihnen ein komplettes psychosomatisches, stationäres Behandlungskonzept über eine Behandlungsdauer von in der Regel 6 Wochen anbieten können. Sie sind richtig aufgehoben, wenn Sie gleichzeitig bestehende seelische und körperliche Erkrankungen haben und aufgrund ihrer körperlichen Erkrankung nicht oder nur unzureichend auf einer normalen Psychotherapiestation behandelt werden können.
Falls es Ihre körperliche Erkrankung zulässt, stehen wir Ihnen für eine Behandlung in unserer psychosomatisch/ psychotherapeutischen Therapieeinheit im Haus 8 am Klinikum Nord zur Verfügung. Dort haben Sie die Möglichkeit einer teilstationären oder stationären Behandlung, die in der Regel zwischen 6-8 Wochen dauert.
Nürnberger integriertes psychosomatisches Akutbett (NIPA)
Im Laufe Ihrer stationären Behandlung kann es vorkommen, dass bei Ihnen eine psychosomatische / psychosoziale Diagnose in den Vordergrund tritt und Sie deshalb noch nicht entlassen werden können. Dann gibt es die Möglichkeit einer akuten psychosomatischen Therapie im Anschluss an Ihre Behandlung in enger Kooperation mit der somatischen Klinik. Dieses Angebot gibt es bisher in Zusammenarbeit mit den Kliniken Innere Medizin 3 (Pneumologie), Innere Medizin 5 (Hämatologie/Onkologie) und Innere Medizin 6 (Gastroenterologie). Dieses innovative Konzept wird unter dem Begriff des Nürnberger Integrierten Psychosomatischen Akutversorgung-Konzepts (NIPA) geführt.
Post-Covid Behandlung im Klinikum Nürnberg
In der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie forschen wir zu den Auswirkungen und Behandlungsmöglichkeiten von Post Covid. Dazu behandeln wir Patientinnen und Patienten, die in Folge einer Covid-Erkrankung an körperlicher und geistiger Erschöpfung in Verbindung mit weiteren körperlichen sowie seelischen Beschwerden leiden. Ziel der Studie ist es, die Symptome der Patientinnen und Patienten zu lindern und die Ursache für die organisch nicht zu begründende Erschöpfung zu erforschen. Erfahren Sie hier mehr darüber
Kontakt und Terminvereinbarung
Sie erreichen uns dazu werktags täglich in der Zeit von 8-16 Uhr unter der Telefonnummer +49 (0)911 398-7390 oder -2298.
Sie erreichen uns dazu werktags täglich in der Zeit von 8-16 Uhr.
- Tel.: +49 (0) 911 398-7390
- E-Mail: Psychosomatik@klinikum-nuernberg.de
Klinikum Nürnberg, Campus Nord
Prof.-Ernst-Nathan-Str. 1
90419 Nürnberg
Anfahrt
Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Prof.-Ernst-Nathan-Str. 190419 Nürnberg
Tel.: +49 (0) 911 398-7390