Neubildungen innerhalb der Speicheldrüsen sind in 80-90% der Fälle gutartig. Auch wenn gutartige Tumore keine Absiedlungen bilden, ist die operative Entfernung bis auf wenige Ausnahmen notwendig: zum einen nehmen sie in der Regel kontinuierlich an Größe zu, was ihre Entfernung im Verlauf erschwert; zum anderen können sie teilweise bösartig entarten, sich entzünden oder insbesondere in der Ohrspeicheldrüse zur Gefahr für den Gesichtsnerv werden, der innerhalb dieser Drüse verläuft.
Zudem ermöglicht nur eine Entfernung des Tumors die sichere Unterscheidung zwischen gut- und bösartigen Neubildungen.
Bei gutartigen Veränderungen ist der Erhalt der nichtbetroffenen Restdrüse oft möglich. Die Behandlung von bösartigen Speicheldrüsentumoren erfordert im Gegensatz dazu fast immer die Entfernung der gesamten betroffenen Drüse, oft auch mit den benachbarten Hals-Lymphknoten.
Der Erhalt des Gesichtsnervs und seiner Funktion hat bei sämtlichen Speicheldrüsenoperationen oberste Priorität. Während des gesamten Eingriffs überwachen wir deshalb kontinuierlich mit speziellen Geräten die Gesichtsnervenfunktion (Neuromonitoring) und setzen Operationsmikroskope oder –lupen ein, um die größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten.
Neben dem Aspekt, ob ein Speicheldrüsentumor gut- oder bösartig ist, beeinflussen auch Größe und Lage des Tumors innerhalb der Drüse maßgeblich die Wahl des geeigneten Operationsverfahrens:
Ebenso wichtig wie die Operation ist die Tumornachsorge. Sie hat an unserer Klinik seit vielen Jahren einen hohen Stellenwert und beinhaltet regelmäßige Verlaufsuntersuchungen in Zusammenarbeit mit Ihrem niedergelassenen HNO-Facharzt.
Auch bei gutartigen Speicheldrüsentumoren ist die Nachsorge meist notwendig und sinnvoll. Je nach Vorgeschichte setzen wir dazu ergänzend Ultraschall-, Magnetresonanztomographie- (Kernspintomographie, MRT) oder Computertomographieuntersuchungen (CT) ein.
Abflussstörungen der Speicheldrüsen bilden eine weitere, häufige Ursache für Beschwerden. In den meisten Fällen verursachen Speichelsteine (Krankheitsbild: Sialolithiasis) oder Engstellen des speichelabführenden Gangsystems (Stenosen) entsprechende Symptome.
Durch den gehinderten Abfluss von Speichel kommt es bei Anregung des Speichelflusses, also insbesondere vor oder zu den Mahlzeiten, zur Schwellung der betroffenen Speicheldrüse („Speicheldrüsenkolik“). Die Beschwerden treten typischerweise plötzlich und innerhalb von Minuten auf, anfangs nur gelegentlich, später und mit zunehmender Dauer der Erkrankung jedoch immer häufiger. Die Schwellung klingt meist innerhalb von wenigen Minuten bis Stunden wieder ab, kann jedoch bei ausgeprägten Abflussstörungen oder bei Entzündung der Drüse auch über Tage anhalten und sehr schmerzhaft sein. Oft lässt sich dann ein gelblicher, verringerter Speichelfluss aus dem Ausführungsgang der betroffenen Drüse beobachten.
Während Speichelsteine häufiger die Unterkieferspeicheldrüse (Glandula submandibularis) betreffen, ist die Ohrspeicheldrüse deutlich häufiger von Engstellen im Gangsystem betroffen. Musste früher die Drüse oft komplett entfernt werden, verfügen wir heute über Verfahren, um die Ursache der Speichelabflussbehinderung direkt einzusehen (Speichelgangendoskopie). In vielen Fällen gelingt es so, das Problem minimalinvasiv zu beheben und die Drüse zu erhalten.
Behandlung
- Mit speziellen Endoskopen, die weniger als einen Millimeter Durchmesser aufweisen, können wir das Gangsystem der Drüse einsehen und durch den Einsatz verschiedener Instrumente den Abfluss oft wiederherstellen. Steine können beispielsweise mit einem Körbchen entfernt oder durch Eröffnung des Gangs beseitigt werden. Stenosen, sprich Verengungen im Bereich der Ausführungsgänge können effektiv z.B. durch Aufdehnung behandelt werden. Manchmal ist im Anschluss das Einsetzen eines Stents (Schienung) aus Kunststoff notwendig, der nach einigen Wochen wieder entfernt wird.
- Endoskopische Speicheldrüseneingriffe führen wir regelhaft in örtlicher Betäubung durch; bei Kindern oder in besonderen Fällen ist dies auch in Vollnarkose möglich. Für den Gesichtsnerv besteht hierbei nur ein geringes Verletzungsrisiko, denn für endoskopische Eingriffe ist kein Hautschnitt erforderlich. Als Zugangsweg dient die natürliche Öffnung des Speicheldrüsenausführungsgangs innerhalb der Mundhöhle. Die Drüsenfunktion kann sich in einem Großteil der Fälle nach einer erfolgreichen Behandlung erholen. Gelegentlich sind Kombinationen verschiedener Therapieformen oder wiederholte Maßnahmen für ein gutes Ergebnis nötig. Wir beraten Sie gerne, welche Therapie für Sie erfolgversprechend ist und welche Risiken bestehen.
Vorbereitung
Auch wenn Beschwerden erstmalig oder immer häufiger auftreten und belastend sind, ist es ratsam, vor einem endoskopischen Eingriff bestimmte Maßnahmen zu ergreifen. Ist die betroffene Drüse akut entzündet, sollte mit einem Antibiotikum behandelt werden, gelegentlich auch im Rahmen eines stationären Aufenthalts. Zusätzlich sind die Anregung der Speichelsekretion, eine konsequente Drüsenmassage und entzündungslindernde Maßnahmen unabdingbar. Je nach Schweregrad sind auch regelmäßige Ultraschall-kontrollen wichtig, um die Ausbildung von Abszessen rechtzeitig zu erkennen.
Für die weitere Therapie gilt, dass ein Eingriff erst dann erfolgen sollte, wenn die akute Entzündung der Drüse durch die oben beschriebenen Maßnahmen vorher auf ein Minimum reduziert wurde. Diese Vorbehandlung senkt die Risiken des Eingriffs und erhöht gleichzeitig die Erfolgschancen deutlich. Die operative Entfernung der Drüse steht heute als Therapiemaßnahme an letzter Stelle.
Erkrankungen des Kiefergelenkes
Auch Erkrankungen des Kiefergelenkes (craniomandibuläre Dysfunktion, CMD), Zähneknirschen oder Zähnepressen (Bruxismus) können sich durch Schwellungen der Ohrspeicheldrüse äußern. Viele Patient*innen sind sich dessen nicht bewusst, da das Knirschen oder Pressen meist nachts auftritt. Durch die übermäßige Aktivität der Kaumuskulatur hypertrophiert diese, was wiederum zu Verengungen der Speichelabflusswege führen kann. Betroffene Patient*Innen wachen typischerweise morgens mit „einer dicken Backe“ auf, wobei die Schwellung dann relativ schnell verschwindet und tagsüber eher selten auftritt, meist aber nach dem Essen. Zudem berichten die Betroffenen oft davon, dass ihre Gesichtszüge an Wange und Unterkiefer deutlich kantiger geworden seien.
Auch bei diesem Krankheitsbild empfiehlt sich eine Speichelgangendoskopie, um andere Ursachen auszuschließen. Anschließend sollte eine Kombination aus Aufbissschienen, Physiotherapie und bewusstem Verhalten als Therapieversuch erfolgen. Wenn sich dadurch die Beschwerden nicht ausreichend lindern lassen, besteht die Möglichkeit, die Kaumuskulatur durch Injektion von Botulinumtoxin (z. B. Botox®) gezielt zu schwächen, um der Hypertrophie entgegenzuwirken. Hiermit lässt sich erfahrungsgemäß häufig eine deutliche oder gar vollständige Beschwerdefreiheit erreichen.
Auch im Kindesalter können wiederholt Schwellungen der Ohrspeicheldrüse auftreten. Meist handelt es sich dabei aber nicht um Steine des abführenden Gangsystems, sondern um das Krankheitsbild der chronisch rezidivierenden juvenilen Parotitis. Die Erkrankung kann im Rahmen einer Speichelgangsendoskopie sowohl diagnostiziert als auch mit gutem Erfolg behandelt werden.
Bestimmte Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis („Rheuma“) betreffen auch die Speicheldrüsen; hier sind beispielsweise das Sjögren-Syndrom oder IgG4-assoziierte Erkrankungen zu nennen. Oft kann eine Ultraschalluntersuchung bereits erste Hinweise auf das Vorliegen einer solchen Erkrankung liefern. Weitere Diagnostik, spezielle Laboruntersuchungen und die Zusammenarbeit mit erfahrenen Rheumatologen ermöglichen in solchen Fällen eine zielführende, interdisziplinäre Behandlung.
Unsere HNO-Klinik setzt im Rahmen der bildgebenden Diagnostik routinemäßig Ultraschall, Doppler- und Farbdoppleruntersuchungen ein. Die Untersuchungen sind strahlungsfrei und können auch bei Patienten mit metallischen Implantaten (Herzschrittmacher, Gelenkersatz etc.) zur Anwendung kommen. Unsere Geräteausstattung ermöglicht hochpräzise Ergebnisse mit Auflösungen im Millimeterbereich und umfasst auch die Beurteilung von Gefäßen, Lymphknoten und Tumoren in der Kopf-Hals-Region.
Mit Hilfe moderner Ultraschalltechnik können wir viele Erkrankungen der großen Kopfspeicheldrüsen diagnostizieren, voneinander unterscheiden. Nicht nur im Rahmen der primären Diagnostik, sondern auch zur Verlaufskontrolle nach der Behandlung von Tumoren, entzündlichen Erkrankungen oder Speichelabflussstörungen ist der Ultraschall häufig die Untersuchungsmethode der ersten Wahl.
In geeigneten Fällen führen wir zudem ultraschallgesteuerte Grobnadelpunktionen durch, um Gewebeproben zu gewinnen. Diese werden im Anschluss pathohistologisch untersucht, um so zeitnah wie möglich eine Diagnose stellen und die weitere Behandlung mit Ihnen als Patient*In besser planen zu können.
Über die diagnostischen Verfahren und der therapeutischen Möglichkeiten informieren wir Sie gerne im Rahmen unserer Speicheldrüsensprechstunde. Hierbei erstellen wir für Sie einen individuell angepassten Diagnostik- und Therapieplan. Bitte bringen Sie bei Ihrem Besuch bereits vorhandenen Befunde (Arztberichte, Aufnahmen von Computer- oder Magnetresonanztomographie auf CD/DVD) mit.
Bitte vereinbaren Sie einen Termin bei uns.
Unser Patientenmanagement hilft Ihnen bei der Vereinbarung und Koordinierung von vorstationären Untersuchungsterminen, stationären Aufnahmeterminen und bei der zeitnahen Vergabe von Operationsterminen.
- Tel.: +49 (0) 911 398-7588
- E-Mail: HNO-ZPM@klinikum-nuernberg.de
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