Notfallservice
  • Patientin Anna füttert den Hund mit Leckerlies.

    Patientengeschichte

    Tiergestützte Therapie

    Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter

Der Hund ist bekanntlich der beste Freund des Menschen. Die Vierbeiner leisten in jeder Lebenslage Gesellschaft, sind treue Wegbegleiter und treten jedem Menschen unvoreingenommen gegenüber. Hunde sind deshalb ideale Therapeuten. Auch zwischen Kindern und Hunden kann eine ganz besondere Verbindung entstehen. In einem Pilotprojekt bietet das Klinikum Nürnberg jetzt eine tiergestützte Therapie für Kinder und Jugendliche an.

Die 15-jährige Anna hat einen neuen Freund: Er hat vier Pfoten, ein schwarzes Fell und eine feuchte Schnauze. Schäferhund „Wulf“ ist ein Suchhund, ein sogenannter Mantrailing-Hund. Bei ihm kann Anna ihre Sorgen vergessen und sich ihm anvertrauen. Die Termine mit „Wulf“ sind die Highlights in ihrem Therapieplan. „Selten sind die Kinder so pünktlich bei einer Therapiesitzung und so gut vorbereitet“, sagt Petra Supanta, Pflegerische Stationsleitung der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie im Kindes und Jugendalter. Sie ist eine der Initiatorinnen des Pilotprojekts.

Patient, Hund und Therapieziel müssen im Einklang sein

Es ist schon lange bekannt, dass Tiere eine positive Wirkung auf uns Menschen haben. Hunde werden bereits in vielen Gesundheitsbereichen eingesetzt, beispielsweise in der Betreuung, in der Sozialarbeit und in der Pflege. Jeder Mensch und jedes Krankheitsbild sind jedoch anders und erfordern ein individuelles Vorgehen. Die Besonderheit im Klinikum Nürnberg: Je nach Bedarf und Krankheitsbild kommen unterschiedliche Hunde zum Einsatz. Oliver Ludwig, selbständiger Hundetrainer, stimmt sich bei der Wahl des Therapiebegleithundes mit den Mitarbeitenden des Klinikums Nürnberg ab. „Nicht jeder Hund passt zu jedem Kind. Ist das Kind zurückhaltend und introvertiert, komme ich mit einem Hund, der in diese Atmosphäre passt“, erklärt der 35-Jährige. Hundetrainer Oliver Ludwig spricht sich im Vorfeld mit den Therapeuten ab. Er hat mehrere Hunde in seiner Kartei, die situativ je nach Krankheitsbild zum Einsatz kommen.

Hunde werden zu unterschiedlichen Therapiezielen eingesetzt

Der tierische Einsatz stärkt das Selbstbewusstsein von Anna. In ihrer zweiten Therapiestunde gibt die 15-Jährige „Wulf“ bereits erste Kommandos. Im anschließenden Versteckspiel baut sich Vertrauen zwischen der jungen Patientin und dem Tier auf. Aber auch das Verhältnis zwischen den Patienten und den Klinikmitarbeitern wird positiv beeinflusst. „Wir beobachten, dass wir dank den Hunden einen deutlich besseren Zugang zu den Kindern und Jugendlichen hier auf der Station bekommen“, erklärt Supanta. So zum Beispiel auch bei dem 5-jährigen Luis. Gemeinsam mit einem Mitarbeiter hält er die Hundedame „Viesta“ an der Leine. Das ist für den zurückhaltenden 5-Jährigen ein großer Schritt. Er baut während der Therapie Empathie zur Mischlingshündin auf.

Anders ist das bei der 6-jährigen Julia. Sie ist sehr temperamentvoll und muss daher manchmal gebremst werden. Mischlingshündin „Viesta“ hat eine sehr beruhigende Wirkung auf die junge Patientin. Schon kleine Streicheleinheiten haben einen positiven Effekt. Während der tiergestützten Therapie fällt es ihr leichter über ihre Gefühle zu sprechen. „Dank Viesta wird Julia ruhiger und kann sich länger konzentrieren. Das ist wichtig, wenn wir schwierige Themen ansprechen möchten“, sagt Andrea Balint, Leitende Psychologin in der Klinik. Die Hündin gibt Julia in dieser Situation Halt und wirkt wie ein Eisbrecher.

Verschiedene Übungen helfen selbstgesetzte Ziel zu erreichen

Die 15-jährige Felicitas lernt in der Therapie mit „Bruno“, sich zu öffnen und sich durchzusetzen. Normalerweise ist der Rüde ein Behindertenbegleithund. In einem Parcours gibt Felicitas dem braunen Golden Retriever erste Kommandos. Sie lernt sich auszudrücken und klar zu kommunizieren. „Der Hund hört und reagiert auf Felicitas. Jetzt ist sie der Chef“, reflektiert Balint die Situation. Die Erfahrungen und die Erfolgserlebnisse mit den Hunden sollen die jungen Patientinnen und Patienten in ihren Alltag übertragen, beispielsweise im sozialen Miteinander. „Für mich ist die tiergestützte Therapie ein echter Höhepunkt. Mir hilft sie wirklich sehr“, sagt Felicitas.

Tiergestützte Therapie als alternativmedizinisches Behandlungsverfahren
Der Einsatz von Tieren in der Therapie ist in Deutschland nicht anerkannt. Die Krankenkassen übernehmen daher keine Kosten. Grundsätzlich müssen Betroffene solche Therapieformen selbst finanzieren. Das Klinikum Nürnberg möchte diese Therapie den Kindern und Jugendlichen trotzdem ermöglichen. In dem halbjährlichen Pilotprojekt wird dieses besondere Angebot über Spendengelder finanziert. Die vorhandenen Gelder laufen zum Jahresende jedoch aus. „Unser erstes Resümee fällt sehr positiv aus“, sagt Dr. med. Andreas Beck, Oberarzt in der Klinik. Um das Angebot der tiergestützten Therapie aufrechtzuerhalten und den Patientenkreis zu erweitern, ist das Klinikum Nürnberg auf Spenden angewiesen.

Unterstützen Sie uns!

Diese alternative Therapiemethode ist in Deutschland bislang keine Kassenleistung. Um dieses erfolgversprechende Therapieangebot dennoch weiterhin anbieten zu können und den Patientenkreis zu erweitern, ist die Klinik auf Ihre Spende angewiesen. 

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