Bis zu 20 Gefahrenquellen in einem Patientenzimmer: Im realen Klinik-Alltag würde es so etwas wohl nicht geben, für zwei Wochen war das Szenario ein wertvoller Schulungsraum für unsere Mitarbeitenden am Campus Nord und Campus Süd.
Ein voller Kanülen-Abfall, ein abgeklemmter Katheter und ein falsches Pflaster trotz bekannter Allergie - der Patient ist zum Glück nur eine Reanimationspuppe, denn das Patientenzimmer ist vollständig präpariert. Herzlich willkommen in unserem „Room of Mistakes.“
Unser Klinikalltag kann sehr schnell sehr stressig werden. Trotzdem stehen eine optimale Versorgung und die Sicherheit unserer Patientinnen und Patienten und unserer Mitarbeitenden an oberster Stelle. Um stets für den Ernstfall gewappnet zu sein, führte ein Team aus unterschiedlichen Kliniken für eine Woche den sogenannten „Room of Mistakes“ ein.
Außergewöhnliche Lehrmethode
In kleinen Gruppen von bis zu vier Personen erkundeten unsere Mitarbeitenden aus unterschiedlichen Berufsgruppen gemeinsam das präparierte Patientenzimmer. Das Projektteam inszenierte bis zu 20 pflegerische, dokumentarische und behandlungstechnische Fehler. Nur wenige Fehler waren auf den ersten Blick zu erkennen, für viele Gefahren war ein prüfender Blick in die Patientenakten nötig. Die Teilnehmenden hatten circa 15 Minuten Zeit, die simulierten Fehler zu erkennen. Diese außergewöhnliche Lehrmethode forderte die Mitarbeitenden heraus, akute Patientengefahren zu erkennen und zukünftig zu verhindern. Denn besonders die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Berufsgruppen verlangt ein wachsames Auge und kritisches Denken – auch fachübergreifend. Das manipulierte Patientenzimmer steigert das gegenseitige Verständnis der Tätigkeiten, Aufgaben und Rollen. Anhand dieses Projekts werden Gefahrensituationen im klinischen Alltag erlebbar gemacht, anstatt nur theoretisch geschult.
Aus Fehlern lernt man
Im Anschluss dokumentierten die Teilnehmenden ihre Erfahrungen und die gewonnenen Erkenntnisse. Gezielte Schulungen steigern in Folge nun das Bewusstsein für die weniger wahrgenommenen Fehler. „Wir können anhand dieser spielerischen Übung Fehler vermeiden, noch bevor sie entstehen. Die sensibilisierten Mitarbeitenden nehmen die Erfahrungen mit und setzen sie direkt in die Praxis um“, so Frau Uslu und Herr Cheung, die pflegerischen Qualitätsmanagementbeauftragten.
Weiterhin ist ein ähnliches Setting für die Notaufnahmen und für die Funktionsbereiche, sowie für alle Berufsgruppen die Patientennah arbeiten, angedacht. Das Konzept des „Room of Mistakes“ entstand anhand einer veröffentlichten Studie zum Thema Patientensicherheit. Diese Lehrmethode wird bereits in einigen Ländern angewendet.