Notfallservice
  • Praxis, Praxis, Praxis! Azubis leiten eine Station und lernen fürs Leben

    Fünf Tage in Eigenverantwortung anwenden, was man bisher gelernt hat: 17 Pflegeschüler und -schülerinnen zeigen den Patienten, was sie können.

Für 17 junge Menschen war es die bisher wohl aufregendste Woche, seit sie die Berufsfachschule für Pflege am Klinikum Nürnberg besuchen. Im Projekt „Schüler leiten eine Station“ haben sie gemeinsam zum Glänzen gebracht, was sie in ihren ersten beiden Ausbildungsjahren gelernt haben.

„Hier können wir im geschützten Rahmen Erfahrungen machen und den Ernstfall üben“, beschreibt Rebecca Henle, was sie mit ihrer Klasse A22-2 fünf Tage auf Station 20/3 links auf dem Campus Nord erlebt. Die 28-Jährige und die anderen Auszubildenden kümmern sich in der Projektwoche im Schichtbetrieb rund um die Uhr um die Patientinnen und Patienten. Alles, was dazugehört, organisieren sie eigenverantwortlich: Übergabe, Grundpflege, Visite, Mobilisation, Transporte, Medikamentenversorgung, Essensausgabe, Dokumentation, Absprachen.

"Selbstständiger, als wir dachten"

„Wir sind viel selbstständiger, als wir dachten“, stellt Teilnehmerin Rebecca Henle fest. „Und wir sind näher an den Patienten dran, als wir es sonst im Stationsalltag kennen. Das ist die beste Vorbereitung auf unser Berufsleben.“ Beispielsweise sei das Zeitmanagement ein Lernfeld, erzählt ihr Mitschüler David Köhn. „Wir haben einige Patienten in Isolationszimmern auf der Station. Man unterschätzt leicht die umständlicheren Abläufe durchs Einkleiden. Und dann stellt man zum Schluss fest, dass die Patientin gern noch einen Kamillentee hätte, und man muss die Montur wieder neu ab- und anlegen.“ Der 31-Jährige findet: „Man kann über sich selbst hinauswachsen.“

Die Besetzung auf der gastroenterologischen Station ist an diesen Tagen üppiger als gewohnt – denn die angehenden Pflegefachleute haben freilich Unterstützung an ihrer Seite. Im Hintergrund begleiten Jennifer Hutzler und noch mehr Praxisanleiterinnen und -anleiter die Gruppe. Die Pflegeprofis geben dem Nachwuchs Tipps oder beantworten ihre Fragen. Bewusst korrigieren sie nicht jeden kleinen Fehler sofort. „Die Praxisanleiter greifen nur ein, wenn Gefahren zu befürchten wären“, erklärt Hanspeter Ender, der für die Klinik für Innere Medizin 6 zuständige Pflegedienstleiter.

Positives Fazit

In Projekttagen hat sich die Klasse, die am Ende ihres zweiten Lehrjahrs steht, auf den Einsatz vorbereitet und dafür ein eigenes Notfalltraining absolviert. Im Anschluss wertet sie es mit Klassenleiterin Sandra Skunca und weiteren Pädagoginnen aus.

Ziel des Projekts sei ein Praxis-Kick unter komplett realistischen Bedingungen, so Ender. „Unsere Auszubildenden sollen Sicherheit gewinnen“, ergänzt Schulleiterin Lalita Coldewey. „Sie lernen in dem Projekt, spontane Entscheidungen zu treffen und sich ein klares Bild von der Berufsrealität zu machen.“ Coldewey erlebt das Nachwuchs-Stationsteam bei dieser Premiere als „total motiviert“. Das Modell ist mit neuer Konzeption nach einer längeren Pause zurück. Es künftig regelmäßig wieder aufleben zu lassen, ist angedacht.

Mancher Patient wird zum Fan

Die gute Stimmung spüren offenbar auch die Patienten. Den meisten sei es nicht so wichtig, ob da ein Schüler vor ihnen steht oder ein erfahrener Vollprofi, hat David Köhn gemerkt. „Sie möchten einfach Ansprechpartner haben. Bei manchen Patienten kommt das Projekt super an, ein Mann ist ein richtiger Fan geworden“, erzählt er lächelnd, „und auch seine anfangs skeptische Frau hat er von uns überzeugt.“

Bild: Die Pflege-Azubis Rebecca Henle und David Köhn im Gespräch mit einer Patientin.

Fotos: Luisa Schuster / Isabel Lauer / Klinikum Nürnberg