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  • Elektrische Impulse gegen den chronischen Schmerz: So hilft die Neuromodulation

    Ein Herzschrittmacher ist bekannt – aber ein Schmerzschrittmacher? Das Kästchen unter der Haut kann Menschen mit chronischen Schmerzen helfen.

Ein Herzschrittmacher ist bekannt – aber ein Schmerzschrittmacher? Dr. Michael Schrey, Oberarzt unserer Klinik für Neurochirurgie, hält dieses kleine Gerät in Händen, das Menschen mit bestimmten chronischen Schmerzen das Leben erleichtern kann. Der Schmerzschrittmacher wird auf Gesäßhöhe unter die Haut implantiert. Über feine Drähte sendet er elektrische Impulse in den Wirbelkanal. Der sanfte Strom verändert die Schmerzsignale der Nerven auf dem Weg ins Gehirn so, dass man den Schmerz als gelindert empfindet.

Die schon vor 50 Jahren entwickelte Methode heißt auch Neuromodulation. „Chronische Nervenschmerzen, zum Beispiel nach Bandscheiben-Operationen, Amputationen oder Verletzungen sprechen sehr gut darauf an“, erklärt Dr. Michael Schrey. „Auch bei Polyneuropathie durch Diabetes oder Schmerzen, die auf Durchblutungsprobleme zurückzuführen sind, hilft die Neuromodulation.“ Für Arthroseschmerzen und andere Schmerzarten, die nicht vom Nerv selbst ausgehen, eignet sich das Verfahren eher nicht.

Das neueste Modell ist leicht und muss selten aufgeladen werden

Auch wichtig zu wissen: Gänzlich schmerzfrei macht auch der Schrittmacher nicht. „Er kommt nur zum Einsatz, wenn andere Schmerzbehandlungen ausprobiert wurden. Wir besprechen vorher, was ausgehend von der Geschichte des Patienten ein Ziel sein kann. Zum Beispiel auch schon eine Schmerzlinderung, die für besseren Schlaf sorgt“, sagt Neurochirurg Schrey.

Als eine der ersten Kliniken in Deutschland hat das Klinikum Nürnberg seit Kurzem ein besonders leichtes Akku-Schrittmachermodell im Einsatz, das viel seltener als seine Vorgänger aufgeladen werden muss, nur noch fünfmal jährlich anstatt wöchentlich. Auch eine MRT-Untersuchung stellt damit kein Problem mehr dar. Der zweite Patient, dem Schrey nun den neuen Neurostimulator einsetzte, hat einen langen Leidensweg nach einer Versteifungs-OP an der Wirbelsäule in den USA hinter sich. 13 Jahre lang half ihm sein Schrittmacher, fast ohne Schmerztabletten auszukommen und immerhin in Teilzeit zu arbeiten. Jetzt musste das Gerät aus Altersgründen ausgetauscht werden. An die Zeit vor dem Stimulator will sein Träger nicht mehr zurückdenken. „Ich wurde an vielen Tagen wahnsinnig vor Schmerz.“

Unsere neurochirurgische Schmerzsprechstunde ist erreichbar unter Telefon 0911/398-7755 und abc-sued@klinikum-nuernberg.de

Bild: Oberarzt Dr. Michael Schrey zeigt einen sogenannten Schmerzschrittmacher, der unter der Haut im Gesäßbereich elektrische Impulse abgibt.

Foto: Isabel Lauer / Klinikum Nürnberg