Was ist mit dem neuen KIS und PDMS erreicht, was kommt noch?
Dadurch konnten viele manuelle und papierbasierte Prozesse abgelöst werden – etwa das Versenden, Drucken und Einsortieren von Laborbefunden, das Durchforsten von Akten für Kodierung und Abrechnung oder die doppelte Dokumentation in Subsystemen. Die schrittweise digitale Verfügbarkeit von Medikation, Befunden und Anordnungen an jedem Arbeitsplatz erhöht nicht nur die Effizienz, sondern auch die Patientensicherheit.
Die digitale Kurve mit Medikation wird nun schrittweise in allen Kliniken ausgerollt – und ermöglicht erstmals eine vollständig digitale Visite mit mobilen Visitenwagen. Auf den Intensivstationen im Norden ist die digitale Fieberkurve und Medikation mit HIM bereits etabliert, der Roll-out der Einheiten im Süden startet gerade jetzt.
Wie ist in Zukunft die Anbindung des Klinikums an externe Partner geplant?
Mit dem neuen Patientenportal und der Telematikinfrastruktur wie der ‚ePA für alle‘ öffnen wir unsere Klinik digital – für Patientinnen und Patienten, Einweisende und das gesamte Gesundheitswesen.
Patienten können künftig bequem von zuhause aus Termine vereinbaren, Dokumente einsehen und sicher mit uns kommunizieren. Das spart Zeit, schafft Transparenz und stärkt die Eigenverantwortung. Auch für niedergelassene Kolleginnen und Kollegen und Einweisende wird der Austausch einfacher: Befunde, Rückmeldungen und Abstimmungen laufen digital und strukturiert – sektorenübergreifend und datenschutzkonform.
Wie sieht Ihre Bilanz für die Einführung der neuen Systeme aus?
Diese Transformation verlangt den Teams viel ab – von der Umstellung auf eine ungewohnte Umgebung über das Korrigieren von Fehlern bis hin zur Neugestaltung von Prozessen. Wir befinden uns mitten in dieser äußerst anspruchsvollen, aber zukunftsweisenden Phase für das Gesamtklinikum.
Können Sie kurz erklären, wie die Digitalisierungsstrategie des Klinikums aussieht?
Unsere Digitalisierungsstrategie ruht auf zwei tragenden Säulen – und beide greifen tief in die Organisation hinein. Die erste Säule betrifft den klinischen Bereich: Mit dem neuen Krankenhausinformationssystem ORBIS, dem intensivmedizinischen PDMS und dem Patientenportal schaffen wir eine digitale Infrastruktur, die medizinische Prozesse effizienter, sicherer und transparenter macht. Diese Systeme sind die Basisstruktur einer modernen Versorgung – und zugleich der sichtbare Teil des Wandels.
Doch Digitalisierung endet nicht am Stationszimmer. Die zweite Säule betrifft die Digitalisierung der zentralen Dienste und Sekundärbereiche – etwa das Personalmanagement, die Logistik oder das Finanzwesen. Hier modernisieren wir unsere gesamte ERP-Landschaft, also die digitale Steuerung unserer betrieblichen Abläufe. Einfach gesagt: Wir automatisieren Prozesse, vernetzen Daten und schaffen digitale Brücken zwischen den Bereichen.
Wo sehen Sie Potenziale für das Klinikum?
Dabei denken wir weiter – in Richtung Cloud-Architektur und KI-Strategie. Denn intelligente Systeme helfen nicht nur bei der Analyse, sondern auch bei der Prognose und Entscheidungsunterstützung. Und nicht zuletzt bauen wir eine leistungsfähige Forschungs-IT auf, um unsere wissenschaftlich aktiven Kolleginnen und Kollegen bestmöglich zu unterstützen. Forschung braucht Daten – aber vor allem braucht sie eine Infrastruktur, die diese Daten effizient und funktional nutzbar macht.
Digitalisierung ist für uns keine Sammlung von Einzelprojekten, sondern ein Kulturwandel. Und dieser Wandel betrifft alle – vom OP bis zur Personalabteilung, vom Visitenwagen bis zum Rechenzentrum.
Künstliche Intelligenz spielt eine große Rolle in der Weiterentwicklung der Medizin. Wo wird KI zur Unterstützung diagnostischer und therapeutischer Entscheidungen bereits am Klinikum in der Praxis eingesetzt?
Am Klinikum Nürnberg entfaltet künstliche Intelligenz bereits heute ihr Potenzial – für präzisere Diagnostik, effizientere Abläufe und intelligentere Dokumentation. KI wird dort eingesetzt, wo sie echten Mehrwert schafft: In der Radiologie analysiert sie Bilder automatisiert und priorisiert auffällige Befunde – besonders hilfreich in der Notfalldiagnostik. In der Dermatologie unterstützt sie seit geraumer Zeit bei der Früherkennung und Differenzierung komplexer Hautbilder, etwa bei Screening-Untersuchungen auf maligne Melanome. Ein weiterer Meilenstein ist die KI-gestützte Texterstellung auf einer On-Premise-Plattform: Arztbriefe, Forschungsanträge oder z. B. Antwortschreiben entstehen schneller und strukturierter – mit hoher Qualität und Datenschutzkonformität. Diese Anwendungen sind Teil einer umfassenden Digitalisierungsstrategie, die das Klinikum Nürnberg als Vorreiter positioniert: Innovation trifft Versorgung – mit sicherer, praxisnaher KI für den Klinikalltag
Wie werden Ärztinnen, Ärzte und Pflegende an diesen Entwicklungen beteiligt?
Die klinische Versorgung steht im Zentrum der digitalen Entwicklungen in der Klinik. Um diesen Wandel strukturiert zu begleiten, wird ein interdisziplinäres Change-Board etabliert – mit Beteiligung von Ärzteschaft, Pflege, IT und Administration. Ziel ist die kontinuierliche Weiterentwicklung unserer Systemlandschaft – praxisnah, abgestimmt und gemeinsam getragen.